Mehr als sechs Millionen Downloads in anderthalb Tagen: Die Corona-Warn-App, die seit Dienstagnacht (16.06.2020) in den Stores zu haben ist, scheint sich zum Renner zu entwickeln. Dabei könnte die Zahl wohl noch deutlich höher sein. Denn auf vielen Smartphones lässt sich die App nicht herunterladen: Sie sind schlicht zu alt für die hochmoderne Technologie, die sie zum Laufen bringt.
Viele Betroffene gehören zur Risikogruppe
Betroffen sind davon alle Handy-Besitzer, die an ihren "alten Möhren" festhalten - aus Bequemlichkeit, aus Überzeugung oder auch aus Geldmangel. In NRW, so haben WDR-Recherchen ergeben, sind es immerhin drei Millionen Menschen, die entweder gar kein oder nur ein älteres Smartphone haben. Das sind oft auch ältere Menschen, also gerade die, die zur Risikogruppe zählen und am ehesten von der App profitieren würden.
Kritik in den sozialen Medien
Prompt setzte es Kritik - zum Beispiel auf der Facebook-Seite zum Livestream der "Aktuellen Stunde". Da beschwerte sich "Hagemann Mecki": "Leider habe ich ein altes Smartphone, es klappt nicht die Corona-App herunterzuladen", und schob ein "einen gesunden Tag wünsche ich noch" hinterher.
Airbag nachträglich in den VW-Käfer? Das geht auch nicht
Aber warum funktioniert die App nur auf neueren Geräten? Das liegt an der besonderen Bluetooth-LE-Technologie, die dort eingesetzt wird, erklärt WDR-Experte Jörg Schieb. Die soll dafür sorgen, dass zwei Smartphones ohne Probleme Kontakt aufnehmen können - zum Beispiel, wenn die Besitzer nebeneinander in der U-Bahn sitzen.
"Damit das funktioniert, muss ein Mindeststandard an Hardware und Software möglich sein", so Schieb. Wollte man diese energiesparende Bluetooth-Technologie auf älteren Geräten installieren, wäre das so, "als würde man verlangen, dass man einen alten VW-Käfer mit nachträglichem Airbag ausrüsten kann."
Schieb: "Keine Geldmacherei"
Deswegen glaubt Schieb auch nicht daran, dass Apple und Co. nur ihre neuesten, corona-app-tauglichen Geräte an den Mann bringen wollten, wie einige User vermuteten. "Man kann niemals alle Geräte abdecken, das ist bei Spielen und Office-Anwendungen genau so." Hätte man alle Geräte unter einen Hut bekommen wollen, dann hätte man die alte Bluetooth-Technologie nutzen müssen - und die ist, um nur einen Nachteil zu nennen, im Vergleich zur neuen Version ein Akku-Fresser.
Es gibt viele App-Verweigerer
Nach derzeitigem Stand der Dinge bleibt es also dabei: Nur die Besitzer eines neuen Gerätes können die Corona-App herunterladen. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass viele das aus Prinzip sowieso nicht tun wollten - 39 Prozent waren es Anfang Juni, die Nein zur App sagten. Möglicherweise ändert sich das jetzt, weil Datenschutz und Handhabung auch von Skeptikern gelobt werden.
Und vielleicht hat Helge Braun, Chef des Kanzleramts und der Mann, der die App offiziell vorgestellt hat, doch Erfolg. Im Bundestag sagte er am Mittwoch (17.06.2020), man rede weiter mit den Herstellern, ob Erweiterungen möglich sind. "Ich kann es aber nicht definitiv sagen."