Das Hin und Her beim Impfstoff von Astrazeneca geht in die nächste Runde. Erst wurde er für die Jüngeren empfohlen, dann vorübergehend gar nicht mehr gespritzt, dann in der Regel nur noch für Menschen ab 60.
Jetzt kann sich ab sofort jeder mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen. Voraussetzung: Man wohnt in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen. Auch Bremen erwägt eine Freigabe.
NRW bleibt bei Priorisierung
In NRW ist eine Freigabe von Astrazeneca für alle vorerst nicht geplant, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstagmorgen dem WDR. Noch gebe es im Land viele Menschen über 60 Jahren, die das Impfangebot mit Astrazeneca gerne annehmen, sagte Laumann. "Wenn Astrazeneca nicht mehr gewünscht wird, werden wir solche Überlegungen machen."
Man könne den vorhandenen Impfstoff "noch sehr gut an Menschen über 60 Jahren verimpfen", sagte Laumann bei WDR2. "Im Moment sehe ich diesen Schritt noch nicht."
Auch die Gesundheitsministerien von Niedersachsen und Baden-Württemberg teilten auf Reuters-Anfrage mit, dass sie keine Änderungen planten.
Andere Bundesländer gehen einen anderen Weg: Sachsen hatte sich zuerst für die Freigabe entschieden, die beiden anderen Bundesländer zogen nach. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) ließ sich am Mittwoch mit den Worten zitieren: "Die Freigabe ist ein Angebot, dass diejenigen, die keine oder wenige Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, die Möglichkeit nutzen können, sich gegen das Coronavirus auch impfen zu lassen."
Ziel sei es außerdem, dass kein Impfstoff liegen bleibe und man weiter beim Durchimpfen der Bevölkerung vorankomme.
Das Alter spielt keine Rolle mehr
Wegen sehr seltener Fälle von einer Art Blutgerinnseln im Hirn (Sinusvenen-Thrombosen) war der Astrazeneca-Impfstoff deutschlandweit seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt worden. Jetzt spielt es in den genannten Bundesländern keine Rolle mehr, ob man 20, 40 oder 100 Jahre alt ist. Einzige Bedingung: Bei unter 60 Jahren sei, so die Landesgesundheitsministerien, vor dem Spritzen eine ausführliche Beratung durch den Impfarzt notwendig.
Vertrauen für Hausärzte
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) teilte am Mittwochabend in München mit: "Die Ärzte kennen ihre Patienten gut und wissen, wem sie aus dem Kreis der unter 60-Jährigen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Ständigen Impfkommission ein Impfangebot mit diesem Wirkstoff machen können." Dieses besondere Vertrauensverhältnis solle genutzt werden, "denn jede Dosis Impfstoff muss möglichst rasch verimpft werden".
Ab Mai soll Nordrhein-Westfalen nur noch die Menge an Impfdosen von Astrazeneca erhalten, die für Zweitimpfungen für über 60-jährige benötigt werden.