Gerade jetzt im Sommer erleben wir häufig Unwetter mit Starkregen, Sturm und Hagel. Starkregen kann vollgelaufene Keller, unterspülte Fundamente und durchnässte Wände zur Folge haben. Befindet sich die Ölheizung im Keller, sorgen aufgeschwemmte Öltanks regelmäßig für immense Schäden. Aber auch die Haustechnik im Keller, etwa elektrische Installationen, werden durch das Wasser häufig komplett zerstört. Nebengebäude wie Garagen und Schuppen geraten durch Starkregen ebenfalls oft in Mitleidenschaft.
Viele glauben, dass die Wohngebäude- und/oder Hausratversicherung für mögliche Schäden durch Starkregen aufkommt. Doch das ist ein Irrtum. Denn Wohngebäude- und Hausratversicherungen zahlen nur für Leitungswasserschäden.
Wie versichere ich mein Zuhause gegen Schäden durch Starkregen?
Nötig ist eine Elementarschadenversicherung. "Diese gibt es als Zusatz sowohl für die Wohngebäude- als auch für die Hausratversicherung", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW dem WDR. Ein solcher Zusatz zum bestehenden Versicherungsvertrag lässt sich auch noch nachträglich abschließen.
Für was konkret kommt die Elementarschadenversicherung auf?
Der Elementar-Zusatz zur Wohngebäudeversicherung zahlt, falls Reparaturen im und am Haus sowie den Nebengebäuden in Folge von Starkregen auftreten. Dazu zählen neben der Trockenlegung und Sanierung des Gebäudes auch der eventuelle Abriss und Neubau. Die Kosten für eine alternative Unterkunft beziehungsweise Mietausfälle kann der Versicherer ebenfalls für den Fall übernehmen, dass das Haus vorübergehend unbewohnbar ist.
Eine Hausratversicherung, die um den Zusatz Elementarschäden erweitert ist, kommt für den Wiederbeschaffungspreis für irreparables und die Reparaturkosten für beschädigtes Inventar auf. Sie zahlt auch eine Wertminderung bei beschädigten Gegenständen, die aber noch uneingeschränkt nutzbar sind.
Wie teuer ist im Schnitt eine Elementarschadenversicherung?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. "Das hängt davon ab, wie hoch der Versicherer das Risiko einschätzt, dass die Immobilie, die versichert werden soll, von Starkregen betroffen sein könnte", erklärt Verbraucherschützerin Weidenbach. Hausbesitzer können bei Wohngebäudeversicherer ihr Risiko erfragen.
Hausbesitzer und Mieter können aber auch von zu Hause aus im Naturgefahren-Check des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prüfen, wie gefährdet ihr Zuhause am jeweiligen Standort mit Blick auf Starkregen und Hochwasser ist. Auf der Webseite gibt es auch Infos, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit an ihrem Wohnort verursacht haben.
Wie kalkulieren Versicherer das Risiko von Hochwasser durch Starkregen?
Die deutschen Versicherer haben ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) entwickelt. Über 22 Millionen Adresskoordinaten wurden bis 2022 in dieses System eingespeist. Die Adressen sind in dem ZÜRS-System in vier Zonen eingeteilt. Eine Immobilie in der Gefährdungsklasse 1 ist am wenigsten, ein Objekt in der Gefährdungsklasse 4 am meisten gefährdet. Die Höhe des Beitrags richtet sich nach der Gefährungsklasse. Ein Objekt in der Gefährdungsklasse 4 ist faktisch nicht bezahlbar.
In den zurückliegenden Jahren wurden immer mehr Adresskoordinaten ins ZÜRS-System eingespeist. Genauere Daten sorgen für eine bessere Versicherbarkeit. Galten nach GDV-Angaben im Jahr 2002 noch rund 10 Prozent der Flächen als Hochrisikogebiet (ZÜRS-Zone 4), lag der Wert im Jahr 2008 nur noch bei 1,7 Prozent. Im laufenden Jahr ist die ZÜRS-Zone 4 auf etwa 0,4 Prozent geschrumpft.
Lohnt sich eine Elementarschadenversicherung auch für Mieter?
"Das kommt darauf an", sagt Verbraucherschützerin Weidenbach. Wer im Erdgeschoss oder auf der ersten Etage eines Gebäudes eine Mietwohnung hat, benötigt einen Elementar-Zusatz bei der Hausratsversicherung eher als jemand, der auf der zehnten Etage eines 15-stöckigen Hochhauses lebt. Wertvolle Gegenstände sollte man aber in keinem Fall etwa im Keller aufbewahren, der im Fall von Starkregen ja geflutet werden könnte. Für die Schäden am Wohngebäude ist der Vermieter zuständig.
Wie viele Wohngebäude in Deutschland sind denn gegen Starkregen versichert?
Nur gut jedes zweite. Allerdings nimmt die Zahl der Wohngebäude, die gegen Elementarschäden versichert sind, seit Jahren stetig zu, wie eine GDV-Sprecherin dem WDR sagt. Waren es 2018 bundesweit 43 Prozent, sind es 2023 nach aktuellen Schätzungen 52 Prozent.
Bei Hausratversicherungen mit Elementarschutz ist der GDV-Sprecherin zufolge die Zahl niedriger: 2018 waren es 31 Prozent, nach aktuellen Schätzungen für 2023 sind es 38 Prozent.
Starkregen ist mitunter auch mit Sturm verbunden. Welche Versicherung kommt für Sturmschäden auf?
Für Sturmschäden haften nach Angaben von Verbraucherschützern Gebäude-, Hausrat- und Kaskoversicherungen. Wobei es allerdings die Gesellschaften erst ab Windstärke 8, also ab einer Windgeschwindigkeit von 62 km/h, stürmisch finden.
Im Alltag lässt sich die Windstärke oft im Nachhinein nicht mehr feststellen, wenn ein Sturm etwa Ziegel und Dachpappe vom Dach gefegt hat. Gegebenenfalls kann aber dennoch von einem Sturmschaden ausgegangen werden. Das ist den Verbraucherschützern zufolge der Fall, wenn in der Umgebung auch andere Gebäude durch den Sturm in Mitleidenschaft gezogen wurden. Oder der Schaden an einem vorher intakten Haus nur durch einen Sturm entstanden sein kann.