Klimafolgen: So ist NRW auf Extremwetter vorbereitet

Stand: 14.07.2023, 10:21 Uhr

Wie reagieren die Kommunen in NRW auf extreme Hitze, Dürre oder Überflutungen? Eine bundesweite Umfrage unter 400 Kreisen und kreisfreien Städten hat ergeben, dass einige Kommunen schon sehr weit sind - andere nicht.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski , Elena Riedlinger und Nandor Hulverscheidt

Seit Jahren nehmen extreme Wetterereignisse wie Hitze, Dürre, Starkregen und Überschwemmungen zu - mit großen Auswirkungen auch auf NRW. Der Starkregen und das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 zählt zu den größten Flutkatastrophen in Deutschlands Geschichte. Mehr als 180 Menschen kamen dabei ums Leben, über 800 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Sachschaden ging in die Milliarden.

Mehr Hitzetage und Dürreperioden - auch in NRW

Extreme Regenfälle werden zwar häufiger, aber im Durchschnitt wird Deutschland trockener. Durch den Klimawandel wird es auch in NRW immer wärmer - und dadurch steigt die Wassernutzung: Industrieanlagen brauchen mehr Kühlwasser, Landwirtinnen und Landwirte müssen ihre ausgedörrten Felder bewässern, Bürgerinnen und Bürger füllen private Pools, trinken mehr und duschen häufiger. In ohnehin trockenen Regionen kann ein lokaler Wassermangel auftreten, der auch die Trinkwasserversorgung bedrohen kann.

Außergewöhnlich heiße Tage im Sommer sind nicht nur anstrengend, sondern können für ältere oder geschwächte Bevölkerungsgruppen eine echte Gefahr darstellen. Hitzetage mit einer Höchsttemperatur über 30 Grad kamen in den vergangenen Jahren viel häufiger vor als in der Zeit vor 1990.

Im deutschlandweiten Vergleich ist NRW zwar weniger stark von Hitze betroffen als andere Bundesländer. Trotzdem gibt es bei uns in vielen Kreisen in einem durchschnittlichen Jahr heute doppelt so viele Hitzetage wie früher.

Wie sind die NRW-Landkreise vorbereitet?

Aber welche Landkreise und kreisfreien Städte sind auf diese Extremwetterereignisse vorbereitet? Welche sind womöglich besonders betroffen? Und wo fehlen Pläne? Journalistinnen und Journalisten von WDR Quarks, BR Data, NDR Data und CORRECTIV haben dazu alle 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte angefragt. 329 von ihnen haben sich an der Umfrage beteiligt. In NRW haben 43 von 53 Landkreisen und kreisfreien Städten teilgenommen.

Die Befragung ergab: Viele Kreise und kreisfreien Städte in NRW erwarten eine Zunahme von Extremwetterereignissen bis zum Jahr 2050. Am häufigsten werden Hitze, Dürre, Wassermangel, Starkregen oder Hochwasser genannt. Allerdings scheint NRW darauf besser vorbereitet zu sein als einige andere Bundesländer.

Während etwa bundesweit nur ein Viertel der befragten Kommunen angaben, über ein fertiges Klimaanpassungskonzept zu verfügen, haben in NRW bereits fast die Hälfte aller Kreise und kreisfreien Städte ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Dabei ist aber zu beachten, dass viele Pläne noch nicht viel über die Wirksamkeit der Maßnahmen aussagen.

Maßnahmen gegen Extremwetterbereiche

Auch bei der Frage, auf welche extremen Wetterereignisse sich die einzelnen Regionen bereits vorbereiten, schneidet NRW besser ab als andere Bundesländer. Hier gaben über 80% der Landkreise und kreisfreien Städte an, bereits Maßnahmen gegen Dürre, Hitze und Hochwasser ergriffen zu haben.

Gegen Hitze zum Beispiel soll in vielen Landkreisen und kreisfreien Städten mehr Grün im Kampf gegen Hitze helfen - etwa durch mehr Bäume oder die Bepflanzung von Fassaden und Dächern.

78% der Kreise und kreisfreien Städte haben bereits Maßnahmen gegen die Folgen von Starkregen ergriffen. Hier setzen viele Städte und Kreise etwa auf das Schwammstadt-Prinzip. Darunter fallen zum Beispiel Projekte wie Aufforstung, Flächenentsiegelung und eine naturnähere Gestaltung von Gewässern.

Von Starkregen können prinzipiell alle Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland betroffen sein, besonders aber bergige Regionen. Das Starkregenrisiko für einzelne Gebiete hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Hanglage und Nähe von Gebäuden zu Bächen oder Flüssen. Starkregenereignisse, die vor dem Klimawandel noch selten waren, treten häufiger auf und können zu hohen Schäden führen. Das trifft in NRW vor allem auf Wuppertal, Hagen oder auch Aachen zu.

Maßnahmen gegen Klimafolgen

In der Summe der verschiedenen möglichen Methoden liegt Münster in NRW an der Spitze: Die Stadt wendet nach eigenen Angaben 19 Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels an. Aber auch Mönchengladbach, Borken oder Hamm liegen mit 14 Maßnahmen im oberen Bereich. In der Befragung konnten die Kreise angeben, ob sie eine Reihe von wissenschaftlich etablierten Maßnahmen bereits nutzen oder planen. Zusätzlich konnten sie eigene Projekte nennen. Eine hohe Anzahl der Maßnahmen bedeutet aber nicht automatisch, dass die Qualität und Größenordnung ausreichend für Anpassung an Klimafolgen sind.

Hohe Kosten durch Extremwetter erwartet

Erwartet wird vielerorts nicht nur eine Zunahme von Extremwetter, sondern auch der finanziellen Schäden durch diese Ereignisse. Drei Viertel der Landkreise und kreisfreien Städte in NRW gehen davon aus, dass sich die Kosten für die Folgen des Klimawandels bis 2050 signifikant erhöhen werden. Hohe Kosten durch Dürre-Schäden erwarten 65% der Kommunen, gut die Hälfte rechnet mit hohen Kosten durch Hochwasser oder Überschwemmungen.

Wie reagiert Ihre Stadt oder ihr Landkreis auf Hitze, Dürre oder Überflutung? Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen? Das und weitere Ergebnisse der Umfrage zur Klimafolgenanpassung gibt es hier:

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