Satellit im Orbit des Planeten Erde

Satelliten: Wie unsere Sicherheit im All bedroht ist

Stand: 17.09.2024, 15:27 Uhr

Unser Alltag hängt von Satelliten ab: Bei einem Gipfel in Paris geht es um die Sicherheit im Weltraum. Das sind die Bedrohungen.

Satelliten übertragen Daten und Signale in unglaublicher Geschwindigkeit. So spielen sie eine wichtige Rolle etwa im Flugverkehr, bei Finanztransaktionen oder auch bei der Telekommunikation. Die Sicherheit von Satelliten steht jetzt im Zentrum einer der wichtigsten Zusammenkünfte von Industrie und staatlichen Akteuren: der "Space Defense & Security Summit". Ein zweitägiges Gipfeltreffen, das am Dienstag in Paris begonnen hat.

Warum sind Satelliten für unsere Sicherheit wichtig?

Ein Ausfall von Satelliten kann weitreichende Konsequenzen bei uns auf der Erde haben. "Satelliten haben einen Dual-Use Charakter", sagte der Politikwissenschaftler Max Mutschler vom "Bonn International Centre for Conflict Studies" (BICC) am Dienstag dem WDR. "Sie können also sowohl für militärische als auch zivile Zwecke eingesetzt werden."

Max Mutschler Politikwissenschaftler

Politikwissenschaftler Max Mutschler

Im militärischen Bereich, so Mutschler, gehe es um Kommunikation zwischen den eigenen Verbänden, um die Erdbeobachtung zur Spionage und um die Navigation, zum Beispiel für Drohnen oder militärischen Fahrzeuge. "Durch den Ausfall eines Satelliten kann aber auch der zivile Bereich enorm beeinträchtigt werden", sagte der Konfliktforscher. "Und wenn GPS-Satelliten betroffen sind, wirkt sich das sogar doppelt aus: auf unseren Alltag und auf militärische Abläufe."

Wie können Satelliten angegriffen werden?

"Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Satelliten anzugreifen", sagte Experte Mutschler. "Zum Beispiel mit einem direkten Abschuss durch eine Rakete vom Erdboden aus oder mit einem weltraumgestützten 'Killersatelliten'." Beide Möglichkeiten seien bereits von den USA und der Sowjetunion während des Kalten Krieges getestet worden. "Einen Angriff hat es mit diesen Technologien aber noch nie gegeben."

Sicherheit im Weltall

WDR Studios NRW 17.09.2024 00:18 Min. Verfügbar bis 17.09.2026 WDR Online


Neben einer physischen Zerstörung seien auch Cyberangriffe auf die Satellitensteuerungszentren möglich. "Es können außerdem Signale an die Satelliten gesendet werden, um sie für eine gewisse Zeit und während eines bestimmten Umlaufabschnitts zu blockieren." Mit Laser sei es unter bestimmten Umständen möglich, Satelliten zu "blenden" und zu überhitzen.

Welchen Schutz gibt es für Satelliten?

"Die meisten Satelliten sind schlecht gewappnet gegen Angriffe", sagte Mutschler. "Sie gelten als weiche Ziele." Es gebe die Möglichkeit, Satelliten zu Ausweichmanövern zu befähigen oder der Härtung eines Satellitenmantels, um etwa gegen Schrapnelle von "Killersatelliten" geschützt zu sein.

"Aber der effektivste Schutz gegen Angriffe auf Satelliten wäre vermutlich ein völkerrechtliches Verbot solcher Angriffe und am besten auch schon ein Verbot der Erprobung von Anti-Satelliten-Waffen, sogenannten ASAT", so Mutschler. "Aber darauf konnte sich die internationale Staatengemeinschaft bislang leider nicht einigen."

Was kann beim Ausfall eines Satelliten passieren?

Die Auswirkungen können in unserem Alltag gravierend sein. "Fallen solche Dienste aus oder sind nicht verfügbar", schreibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf seiner Homepage, "kann das einschneidende Auswirkungen etwa auf die Verkehrssicherheit oder die Arbeit von Notfallstäben haben."

Denn: "Satellitengestützte Navigationsdienste ermöglichen Routenplanung, vermeiden Kollisionen von Schienen-, Wasser- oder Luftfahrzeugen, synchronisieren Stromnetze oder bieten hochpräzise Zeit- und Ortsstempel für zuverlässige Finanztransaktionen."

Erdbeobachtungssatelliten sind laut dem BSI wichtig für Wetterprognosen, die Koordinierung von Einsatzkräften bei Katastrophen und die Erforschung des Klimawandels. Kommunikationssatelliten wiederum übertragen unter anderem Rundfunkprogramme und bieten Internetzugriff.

Gab es schon Angriffe auf Satelliten?

Ja, zum Beispiel diese Cyberattacke: Als Russland in die Ukraine einmarschiert ist, wurde ein wichtiges Netzwerk aus Kommunikationssatelliten gehackt. Das sollte die Kommunikation der ukrainischen Armee behindern. Der Hack führte aber auch dazu, dass die Steuerung von tausenden Windenergie-Turbinen gestört war, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete.

Nach Angaben der Hessischen Staatskanzlei wirkte sich der Angriff ebenfalls auf mehrere Tausend Kunden in der Ukraine und zehntausende andere Festnetz-Breitbandkunden in mehreren EU-Mitgliedsstaaten aus. "Dieser Cyberangriff verursachte Kommunikationsausfälle und -unterbrechungen bei zahlreichen Behörden, Unternehmen und Nutzern in der Ukraine und in ganz Europa."

Das Bundesverteidigungsministerium erklärte im Dezember 2023: "Mehrere Staaten haben bereits bewiesen, dass sie Satelliten von der Erde aus bekämpfen, sich im Weltraum an fremde Satelliten annähern und die Funktion von Sensoren und Kommunikationseinrichtungen der Satelliten auch am Boden und vom Boden aus stören können."

Unsere Quellen:

  • WDR-Gespräch mit Max Mutschler (BICC)
  • Nachrichtenagentur DPA
  • Artikel der Süddeutschen Zeitung
  • Artikel von tagesschau.de
  • Information der Hessischen Staatskanzlei
  • Information des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI)

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