Das Bild zeigt eine SB-Kasse

Nehmen Selbstbedienungskassen Arbeitsplätze im Supermarkt weg?

Stand: 17.01.2024, 06:00 Uhr

Produkte scannen und ohne Kassierer im Supermarkt selbstständig zahlen: Das Handelsforschungsinstitut EHI geht davon aus, dass Geschäfte mit Selbstbedienungskassen künftig zunehmen.

Weniger Platzbedarf in den Geschäften, kürzere Schlangen an den Kassen für Kunden: Diese Vorzüge werden immer wieder genannt, wenn es um Selbstbedienungs-Kassen (SB-Kassen) geht. Der Trend ist unübersehbar: Immer mehr Läden, vor allem Supermärkte, experimentieren mit den modernen Kassen. "In zehn Jahren wird etwa jeder dritte Supermarkt über Selbstbedienungskassen verfügen“, prognostiziert Frank Horst vom Handelsforschungsinstitut EHI in Köln.

Als vor Jahren die ersten SB-Kassen aufkamen, gab es viele kritische Reaktionen. So waren viele Kunden mit der Bedienung der Geräte überfordert und vermissten den sozialen Kontakt an der Kasse. Vor allem gab es die Befürchtung, dass mit der Digitalisierung auch Arbeitsplätze - nämlich die der Kassiererinnen - wegfallen.

Mehr Kundenakzeptanz von SB-Kassen

Inzwischen hat sich die Sichtweise vielfach geändert. Der Umgang mit den Geräten ist erlernbar - und es sind oft die bisherigen Kassierer, die Kunden einweisen. Auch haben Ex-Kassiererinnen, wenn es SB-Kassen in ihren Filialen gibt, mehr Zeit für Kundenberatung. Laut EHI-Experte Horst ist die Kundenakzeptanz deutlich gestiegen.

In einer Publikation der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi von April 2023 über Technik im Handel, darunter auch Self-Checkout und KI-Überwachung, wird die Betriebsrätin der Modekette H&M, Jennifer Steinbeck, zitiert:

Wenn (...) eine Self-Checkout-Kasse in einer Filiale installiert wird, an der die Kund*innen die gewählten Waren selbst einscannen, sie mit Karte oder App bezahlen, zusammenlegen und einpacken, soll so freiwerdende Arbeitszeit für direkten Kundenservice eingesetzt werden – auch, um das Filialgeschäft zu stärken. Deshalb werden Beschäftigte eine tariflich vereinbarte Qualifizierung erhalten, um die Kundenberatung zu optimieren. Jennifer Steinbeck, Betriebsrätin bei H&M

SB-Kassen sorgen für Entlastung bei der Personalplanung

Wie viele Branchen hat auch der Einzelhandel mit erheblichen Personalproblemen zu kämpfen. "Unser Bedarf nach Personal für unsere Märkte steigt jährlich, während es immer weniger Bewerbungen auf die Stellen im Verkauf gibt", sagt ein Rewe-Sprecher. Die SB-Kassen sorgten für Entlastung und Flexibilität bei der Personalplanung.

Nachteil: gestiegenes Diebstahlrisiko

SB-Kassen haben aber auch Nachteile: So steige mit der zunehmenden Verbreitung und Nutzung auch das Diebstahlrisiko, heißt es in der EHI-Studie. Denn die Gefahr besteht, dass an SB-Kassen der ein oder andere Kunde Produkte nicht scannt und bezahlt, sondern einfach in die Tasche steckt. Die Unternehmen zwinge das zu technischen Nachrüstungen im Kassenbereich - wie Ausgangsschleusen, Kameraüberwachung und Gewichtskontrollen durch Waagen.

Konventionelle Kassen werden wohl nicht verschwinden

Unter dem Strich könnten SB-Kassen für beide Seiten - für die Kundschaft wie für Unternehmen - eine Win-win-Situation sein. Werden nun konventionelle Kassen in absehbarer Zeit ganz verschwinden? Frank Horst vom EHI erwartet das nicht. Ein Teil der Menschen lehne SB-Kassen immer noch ab - und die Händler wollten keine Kunden verlieren.

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