Viele Menschen schauen gerade ganz genau hin, wie sich Strom und damit Geld einsparen lässt. Die Idee dahinter ist einleuchtend: Welche Geräte werden nicht benötigt und können zumindest zeitweise abgeschaltet werden?
Ein Router verbraucht rund 95 kWh jährlich
Viele kommen da auf den Internet-Router, der das Zuhause oder Büro mit dem Netz verbindet. Die meisten benötigen nachts keinen Internetzugang – also kann das Gerät doch nachts abgeschaltet werden, so der naheliegende Gedanke. Dazu gibt es aktuell viele Tipps im Netz, auch wie sich das bequem mit einer Zeitschaltuhr erreichen lässt.
Die nackte Kalkulation spricht für diese Idee: Wer ein Gerät acht Stunden am Tag abschaltet, spart 1/3 des Energieaufwands – und damit der Kosten. Der durchschnittliche Verbrauch eines Routers liegt heute bei nur noch zehn bis elf Watt. Ein Router, der 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche läuft. Verbraucht also 11W*24h*365t = 96 kWh jährlich. Der ununterbrochene Betrieb eines Routers schlägt also mit 30-35 EUR zu Buche, je nach Stromtarif.
Viele Geräte holen sich vor allem nachts Updates – und installieren sie, was aber nur bei eingeschaltetem Router zuverlässig funktionieren kann
Ein Abschalten des Routers bei Nacht spart also elf bis 14 EUR.
Nur geringer Spareffekt
Das könnte sich lohnen. Allerdings muss man immer auch auf die möglichen Nachteile eines Abschaltens achten. Nachts den Kühlschrank abzuschalten, weil man nichts herausholt, ist zum Beispiel auch keine gute Idee – aus naheliegenden Gründen. Es nutzt nichts, einen Kühlschrank nur eingeschaltet zu haben, wenn man ihn braucht.
Moderne Router bieten eingebaute Sparmöglichkeiten und zeigen auch den Energieverbrauch an
Ähnlich ist es auch beim Router: Wer dieses Gerät nachts für acht Stunden abschaltet, hat auch einige erhebliche Nachteile.
Abschaltung des Internet-Router bringt erhebliche Nachteile
1. Nachteil: Viele Geräte fahren bevorzugt nachts Updates. Ob Smartphone, Smartwatch, Smart-TV, Desktop-PC, Tablet oder vielleicht Küchengeräte: Wenn wir schlafen, holen sie voluminöse Updates aus dem Internet und installieren die Aktualisierungen. Meist automatisch und unbemerkt. Wer seinen Router nachts abschaltet, verhindert diesen automatischen Update-Prozess.
Falls die Geräte so eingestellt sind, diese Updates ausschließlich nachts zu installieren (alles ist möglich), bleiben Sicherheitslücken offen.
2. Nachteil: In den meisten Haushalten ist heute auch das Festnetz-Telefon mit dem Router verbunden – und darauf angewiesen, dass der Router eingeschaltet und online ist. Wer seinen Router nachts abschaltet, kann weder Anrufe auf dem Festnetz empfangen, noch Anrufe tätigen (etwa in einem Notfall). Es muss also zwingend ein Smartphone greifbar sein. Wer ohnehin kein Festnetz benutzt, hat hiermit natürlich kein Problem.
Störungen der Verbindungsgeschwindigkeit möglich
3. Nachteil: Wer seinen Router nachts abschaltet, sendet möglicherweise die falschen Signale an seinen Provider. Durch die abrupte Abschaltung entsteht der Verdacht, es könnte sich um einen Fehler und damit eine reduzierte Leistungsgüte handeln. Manche Provider reduzieren im Anschluss daran die Verbindungsgeschwindigkeit, um die – offensichtlich gestörte – Datenleitung nicht zu überlasten. Ergebnis: Das Datentempo ist möglicherweise niedriger als es sein könnte.
In vielen Routern lassen sich die LEDs dimmen oder sogar abschalten – und auch so Strom sparen.
Hersteller AVM, der die meisten Router in Deutschland bereitstellt ("FritzBox") weist darauf hin, dass es in modernen Routern ohnehin zahlreiche eingebaute Energiesparfunktionen gibt, mit denen die Prozessorleistung im Ruhezustand und damit bei Bedarf deutlich heruntergefahren und der Energieverbrauch ungenutzter Anschlüsse deutlich reduziert wird. Bei Bedarf ließen sich sogar die LED-Leuchten nachts dimmen.
Über den Autor
WDR-Digitalexperte Jörg Schieb
Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.