Wanderschäfer Erwin Biedermann ist entsetzt. Seit mehr als 50 Jahren hütet er bereits Schafe. Vor wenigen Wochen war die von ihm betreute Herde von jetzt noch 370 Tieren erstmals angegriffen worden. Am Sonntag nun schlugen möglicherweise ein Wolf oder ein ganzes Rudel erneut zu.
Erwin Biedermann ist immer noch geschockt
"Es war ein Bild des Grauens", sagt der 70-Jährige. Er hatte auf einer Wiese umringt von Wald und einem Bach kurz den Schutz-Zaun abgebaut und war dann eine Stunde mit dem Auto unterwegs. "Als ich zurück kam, lagen die Schafe und Lämmer weit verteilt."
Mit einem Angriff am hellen Tag hatte Erwin Biedermann nicht gerechnet. Er hatte auch die Hütehunde nach der anstrengenden Nachtwache etwas geschont. Sie konnten die Herde nicht schützen. In Konsequenz aus den Geschehnissen will Biedermann seine Wanderschäferei hier aufgeben.
Gnadenschuss nicht ohne Weiteres erlaubt
Über 20 Schafe der Herde sind tot
Besonders schlimm sei für alle Beteiligten gewesen, dass man die schwer verletzten Schafe und Lämmer nicht direkt von ihren Qualen erlösen durfte. Dazu haben sich der Jagdpächter, die Polizei und weitere Behörden zunächst intensiv abstimmen müssen. Für die Tiere bedeutete das stundenlange Qualen.
Nach ersten Erkenntnissen ein Wolfsangriff
Wolfsberater und verschiedene Behörden untersuchen unterdessen den folgenschweren Angriff auf die Schafe. Die Polizei sagt, erste Erkenntnisse würden für einen Wolfsangriff sprechen. Welches Tier oder Rudel hier zugeschlagen hat, wird erst nach Auswertung der Spuren klar sein.
Die Herde weidet derzeit am Rande des Wolfsgebiets Schermbeck, in dem nachweislich Wölfe ansässig sind. Immer wieder gibt es hier bestätigte Sichtungen und Angriffe. Schafszüchter können beispielsweise Landes-Fördergelder für Schutzzäune beantragen.
Über dieses Thema berichten wir am 20.3.2023 auf WDR 2 in der Lokalzeit und im WDR Fernsehen.