Vier-Tage Woche in der Pflege

Lokalzeit aus Duisburg 04.03.2024 03:11 Min. Verfügbar bis 04.03.2026 WDR Von Michael Jung

Krankenhaus in Moers testet Vier-Tage-Woche und stößt an Grenzen

Stand: 04.03.2024, 06:01 Uhr

Sie gilt als der Königsweg für die Work-Life-Balance: Die Vier-Tage-Arbeitswoche. Vier mal richtig reinklotzen und länger arbeiten. Und dann drei Tage frei. Das Krankenhaus Bethanien in Moers probiert es seit dem vergangenen Sommer aus. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Von Michael Jung

"Am Anfang waren alle euphorisch", erzählt Pflegedirektorin Angelika Linkner. Viele hätten das neue Job-Modell Vier-Tage-Woche ausprobiert. Also zehn Stunden arbeiten, aber im Schnitt nur an vier Tagen in der Woche. Die Idee dahinter: Weniger Arbeitswege im Stau und mehr Zeit für Privates. Doch nach einem Dreivierteljahr nutzen nur noch etwa drei bis vier Prozent der 500 Vollzeit-Pflegekräfte das Angebot.

Vorteil: Zusätzliche Freischichten in der Vier-Tage-Woche

Mustafa Kadrash geniesst die Vorteile der Vier-Tage-Woche

Mustafa Kadrash, Krankenpfleger, geniesst die Vorteile der Vier-Tage-Woche

Mustafa Kadrash ist einer, für den der Zehn-Stunden-Tag in der Klinik seit wenigen Monaten Alltag ist. "Manche Schichten sind stressig", sagt der Krankenpfleger. "Aber ich finde, ich mache eine gute Arbeit in den zehn Stunden". Er genießt die Vorteile durch zusätzliche Freischichten.

Nachteil: Hausarbeit bleibt liegen

Auch Stationsleiterin Nadine Klaassen hat die Vier-Tage-Woche ausprobiert, aber sich am Ende dagegen entschieden. So wie die meisten anderen auch. Für sie ist am Ende nichts gewonnen: "Ich habe einen Haushalt, der bleibt komplett liegen". An den freien Tagen müsse sie das erledigen, was jetzt auch vor oder nach der Acht-Stunden-Schicht getan werden könne.

Die Motive für die Entscheidung gegen die Vier-Tage-Woche sind laut Pflegedirektorin Angelika Linkner sehr unterschiedlich. Pflegebedürftige Angehörige kämen zu kurz, abendliche Sportkurse fallen weg oder das Haustier sei zu lange alleine.

Nebeneinander von unterschiedlichen Schichtlängen

Dabei war es für die Moerser Klinik eine echte Herausforderung, die Zehn-Stunden-Schichten mit dem durchgetakteten Rund-um-die-Uhr-Betrieb in Einklang zu bringen. Inzwischen klappt das Nebeneinander unterschiedlicher Schichtlängen gut.

Wenn die Dienste sich überlappen, könne er die Kollegen aus der nächsten Schicht unterstützen, erzählt Krankenpfleger Mustafa Kadrash: "Es gibt Zeiten, da ist einfach mehr zu tun".

Zusätzliche Fachkräfte durch Vier-Tage-Woche noch nicht gewonnen

Krankenhaus Bethanien in Moers von außen

Am Bethanien-Krankenhaus in Moers arbeiten nur vier Prozent vier Tage lang

Deshalb will das Bethanien-Krankenhaus am Angebot der Vier-Tage-Woche festhalten. Und nicht nur das: Insgesamt sei das Interesse an neuen Arbeitszeitmodellen gewachsen, sagt Pflegedirektorin Linkner. Die Klinik sei dafür auch offener geworden.

Zusätzliche Fachkräfte habe das Moerser Krankenhaus Bethanien mit seinen Angeboten aber noch nicht gewinnen können.

Unser Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Pflegedirektorin Angelika Linkner
  • Pflegeteam vor Ort

Über dieses Thema berichten wir auch am 04.03. in der Lokalzeit aus Duisburg.