Ein Arzt trägt ein Stethoskop um den Hals

Unis im Ruhrgebiet wollen gerechte Medizin für Männer und Frauen

Stand: 27.12.2022, 06:18 Uhr

Die medizinischen Fakultäten mehrerer Ruhrgebiets-Unis haben sich zu einem Netzwerk für gendersensible Medizin zusammengeschlossen. Sie wollen, dass die Medizin Frauen und Männern gleichermaßen gerecht wird.

Schmerzen in der Brust oder ein Kribbeln in den Armen: Das sind typische Symptome für einen Herzinfarkt. Allerdings bei Männern. Frauen haben dagegen eher Rückenschmerzen, Übelkeit und Schweißausbrüche. Weil viele die unterschiedlichen Symptome nicht kennen, kommen Frauen bei einem Herzinfarkt oft deutlich später ins Krankenhaus als Männer.

Acht medizinische Fakultäten in Nordrhein-Westfalen haben sich jetzt zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, darunter die in Bochum, Duisburg-Essen und Witten-Herdecke. Sie wollen stärker über die Unterschiede in der Medizin bei Männern und Frauen aufklären. Außerdem planen sie gemeinsames Lehrmaterial, Vorträge und Forschungsprojekte. Medikamente werden zum Beispiel aktuell deutlich öfter an Männern getestet als an Frauen. Das soll sich ändern.

Medizin bei Frauen anders als bei Männern

Dass es bei Krankheiten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, sei Jahrzehnte lang nicht ernst genommen worden, sagt Prof. Dr. Petra Thürmann von der Uni Witten-Herdecke. Wenn sie auf biologische Unterschiede hingewiesen habe, habe sie oft das Wort "Genderkrempel" gehört. "Das ist frustrierend", sagt die Medizinerin. Die Dekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld, Claudia Hornberg sagt: „Indem wir uns zusammentun, bekommt geschlechtersensible Medizin in NRW eine sichtbare Lobby“. Sie hofft, dass die Mediziner so in Zukunft die Krankheitsbilder jedes einzelnen Patienten und jeder einzelnen Patientin besser verstehen.

Über dieses Thema hat die WDR Lokalzeit an Rhein und Ruhr am 27. Dezember um 6.30 Uhr berichtet.