Adipositaslage im Ruhrgebiet
Lokalzeit Ruhr. 01.03.2024. 02:38 Min.. Verfügbar bis 01.03.2026. WDR. Von Frank Zymny.
Kampf den Kilos: Adipositas-Behandlung in Essen
Stand: 01.03.2024, 19:52 Uhr
Laut einer aktuellen Studie sind mehr als eine Milliarde Menschen weltweit stark übergewichtig, Tendenz steigend. Auch im Ruhrgebiet leben viele Übergewichtige. Das Adipositas-Zentrum in Essen hilft.
Stufe um Stufe um Stufe steigt Angelo Leenen nach oben. Auf einer Treppe, die immer wieder neue Stufen bekommt. Er steht im Fitnessstudio auf einem Treppenimitator. Sein Gesicht, seine Ohren sind vor Anstrengung rot. "Es ist sehr anstrengend, so, als würde man den Mount Everest besteigen", sagt er. Sein Ziel ist nicht der höchste Berg der Welt, sondern: Abnehmen. Der Hobbymusiker hat 40 Kilogramm zu viel auf den Rippen.
"Das wird ein steiniger Weg", sagt sein Trainer und Ernährungsberater Marian Werner. Das Wichtigste: Ein Kaloriendefizit, Leenen muss also mehr Kalorien verbrennen, als er zu sich nimmt. Dazu gehört Sport, "zwei bis drei Mal die Woche sollten es schon sein", sagt der Trainer.
Wichtige Ernährungstipps: Trainer Marian Werner mit Schützling Angelo Leenen
Am wichtigsten ist allerdings die richtige Ernährung. Wer an Übergewicht leidet, sollte vor allem unverarbeitete Lebensmittel zu sich nehmen. Ganz einfach gesagt: Besser eine Kartoffel essen, als eine Pommes. Abnehmen heißt aber nicht kompletter Verzicht. "Bei einem Tagesbedarf von 3.000 Kalorien kann man immer noch 2.600 Kalorien zu sich nehmen", sagt Werner. "Über den Tag verteilt ist das schon eine ganz gute Menge zu essen."
Übergewichtige in Essen bekommen Hilfe
Wann ist zu dick sein krankhaft? "Von einem krankhaften Übergewicht sprechen wir ab einem BMI von 30, den kann sich jeder im Internet selbst ausrechnen", sagt Prof. Marco Niedergethmann. Er ist Chefarzt im Adipositaszentrum Essen im Alfried Krupp Krankenhaus. Bei einem BMI von 40 und aufwärts gelten Menschen als krankhaft adipös. Das gilt für rund eine Million Menschen in Deutschland.
Behandelt Menschen mit Adipositas: Prof. Marco Niedergethmann
Im Zentrum in Essen werden Menschen behandelt, die an starkem Übergewicht leiden. Rund 150 Adipositas-Operationen führt das Team jedes Jahr durch. Typische Operationen sind unter anderem Magenverkleinerungen oder das Einschnüren eines Teils des Magens mit einem Band, damit er nicht mehr so viel Nahrung aufnehmen kann.
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Übergewicht
Laut einer aktuellen Studie des Fachblatts "The Lancet" sind weltweit mehr als eine Milliarde Menschen stark übergewichtig. Ihr Anteil an der Bevölkerung hat sich demnach seit 1990 mehr als verdoppelt.
Immer mehr Menschen haben Adipositas.
In Deutschland sind 19 Prozent der Frauen von Adipositas betroffen, bei Männern sind es 23 Prozent. Deutschland liegt damit auf den hinteren Plätzen in der Studie. Ganz vorne: Inselstaaten im Pazifik. Niedergethmann wundert das nicht: "Im Bereich der Südsee zum Beispiel hatten die Menschen lange gar keinen Zugang zu westlichen Lebensmitteln, jetzt haben wir dort einen dramatischen Anstieg der Adipositas."
Im Ruhrgebiet sieht er auch Probleme: "In den Fußgängerzonen erhält man sehr preiswert sehr kohlenhydrathaltiges Essen. Adipositas ist aber auch eine eigenständige Erkrankung. Die Menschen, die darunter leiden, nehmen häufig nur kleine Portionen zu sich, verstoffwechseln sie aber nicht richtig."
Übergewicht bringt Krankheiten mit sich
Die Folgen sind ebenso dramatisch wie der weltweite Anstieg der Fälle: Bluthochdruck, Organschäden, Diabetes. Alles mögliche Folgen von starkem Übergewicht. "Jeder Vierte mit einem BMI über 40 entwickelt Diabetes", erklärt der Chefarzt. Er wünscht sich mehr Aufklärungsarbeit.
Leenen will auf jeden Fall seine Kilos loswerden. "Nach einem Monat wird man das im Gesicht und am Körper sehen können", sagt sein Trainer Werner. Und ist optimistisch: "Mit seinem Ehrgeiz wird er das schaffen".
Unsere Quellen:
- Adipositas-Zentrum Essen, Chefarzt Prof. Marco Niedergethmann
- Trainer Marian Werner
- WDR-Reporter