Es ist die Nachricht, auf die Human Babady aus Bochum lange gewartet hat. Sein Neffe, der iranische Rapper Toomaj Salehi, ist frei. "Natürlich sind wir erleichert, wir hatten alle große Sorge", erzählt Babady dem WDR.
Im Juli war Salehi im Iran zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Vorwürfe: "Krieg gegen Gott" und "Korruption auf Erden". In seinen Liedern und in Interviews hatte der Rapper immer wieder soziale und politische Missstände im Iran angeprangert. Im Zuge der Proteste gegen das iranische Regime war er im Herbst 2022 festgenommen worden.
Familie aus Bochum: Rapper muss ins Krankenhaus
Am frühen Sonntagmorgen wurde Salehi freigelassen, teilte sein Anwalt Amir Raisian der iranischen Nachrichtenseite Shargh mit. Auch sein Onkel in Bochum kann das bestätigen. Er habe mit dem Vater des Rappers im Iran telefoniert, sagt er. In den sozialen Medien ist Salehi mit einer dunklen Mütze, einem hellen Kapuzenpullover und einem Strauß weißer Blumen in der Hand zu sehen. Es soll eines der ersten Fotos nach seiner Freilassung sein.
Bedingung für die Freilassung: Eine Kaution. "Sie ist extrem hoch, die ganze Familie beteiligt sich daran", sagt Babady. Sein Neffe sei zunächst bei Freunden, müsse aber so schnell wie möglich in ein Krankenhaus. "Sein Fuß ist gebrochen, er hat Verletzungen an den Fingern, Zähnen und Augen, sein ganzer Körper ist verletzt", berichtet Babady.
Proteste von Bochum aus organisiert
In den letzten Monaten hatten Menschen weltweit für die Freilassung des Rappers demonstriert. Seine Familie im Ruhrgebiet hat diese Proteste mit organisiert.
Erleichert über die Freilassung: Human Babady aus Bochum
"Dieser Druck hat dabei geholfen, dass Toomaj jetzt frei ist", ist sich sein Onkel sicher. Ebenso die Unterstützung im Iran selbst. "Von acht bis 90 Jahren - alle dort hören Toomajs Musik", sagt er. Unter anderem hatte sich auch Außenministerin Annalena Baerbock für den Rapper eingesetzt.
"Es ist spannend zu sehen, dass das iranische Regime offenbar doch Angst hat vor dem Druck aus dem Westen", sagt Max Lucks, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Bochum. "Wichtig ist, dass der Druck aufrecht erhalten bleibt. Deutschland hat zuletzt in der Europäischen Union am stärksten darauf gedrungen, dem Iran gegenüber eine härtere Gangart zu fahren. Wir hoffen, dass andere Länder wieder stärker mitziehen."
Noch kein direkter Kontakt nach Bochum
Der Anwalt Salehis hofft nun auf eine staatliche Begnadigung. Bis die Familie in Bochum wieder direkten Kontakt zu ihm bekommt, wird es wohl noch länger dauern. "Es wäre viel zu gefährlich", sagt Babady, "Toomaj sollte jetzt nicht mit Menschen im Ausland telefonieren, damit es nicht direkt neue Vorwürfe des Regimes gibt".
So bleibt der Familie in Bochum aktuell nur die Freude aus der Ferne. Und die Erkenntnis, dass ihr Kampf für die Freilassung Salehis offenbar etwas gebracht hat. "Es hat sich gelohnt", sagt Babady zufrieden.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 19. November 2023 im Hörfunk und im Fernsehen.