Job-Garantien sind im Profifußball mit großer Vorsicht zu genießen. Zu oft war die Treuebekundung zum Trainer nach der Niederlage am Samstag zu Wochenbeginn schon wieder vergessen. Dagegen kann das, was BVB-Geschäftsführer Lars Ricken am Freitag nach der Dortmunder 0:2-Schlappe in Frankfurt sagte, getrost als klare Aussage durchgehen: "Nuri wird auch gegen Bologna auf der Bank sitzen mit der klaren Erwartungshaltung, dass wir Siege brauchen."
Dortmund kassiert drei Niederlagen in sieben Tagen
Nun ist gegen Bologna zwar maximal ein Sieg möglich, doch es scheint ziemlich klar, dass Nuri Sahin seinen Platz auf der BVB-Trainerbank räumen muss, sollte seine Mannschaft am Dienstag in der Champions League auch das vierte Pflichtspiel dieses Jahres verlieren.
Das weiß auch Sahin: "Die Argumente sind Leistung und Ergebnisse. Wir wissen alle um die Lage", sagte er nach der Partie in Frankfurt. Mit der "Lage" sind die Niederlagen gegen Bayer Leverkusen (2:3), Holstein Kiel (2:4) und nun eben die Eintracht (0:2) gemeint. Drei bittere Rückschläge in nur sieben Tagen und der damit verbundene Absturz in die zweite Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga ist das, was Ricken als "desaströs" bezeichnet.
Der Blick auf den Endspurt des vergangenen Jahres macht es nicht besser. Die Dortmunder verabschiedeten sich mit einem 3:1-Sieg in Wolfsburg in die kurze Winterpause - nur war das gleichzeitig der einzige Sieg aus den vergangenen acht Pflichtspielen. Zwar muss sich selbst eine Topmannschaft für Niederlagen gegen den FC Barcelona, Meister Leverkusen und den aktuellen Bundesliga-Dritten Frankfurt nicht schämen, doch das 2:4 gegen Abstiegskandidat Kiel fand BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl "beschämend", und Sahin attestierte seiner Mannschaft eine "Nicht-Leistung".
BVB-Spieler in Champions League und gegen Werder unter Druck
Vor diesem Hintergrund und dem spielerisch besseren, aber eben auch erfolglosen Auftritt in Frankfurt ist die Luft für die von Kehl versicherte "Rückendeckung" samt "Vertrauen" dünner geworden, weil die Leistung unterm Strich nicht top war. Mittelfeldspieler Emre Can brachte es am Mikrofon des Bezahlsenders DAZN auf den Punkt: "Wir gewinnen die Spiele nicht und das macht eine Top-Mannschaft. Das sind wir zurzeit nicht."
Da erwartet Geschäftsführer Ricken, der die Gehälter der Spieler zu verantworten hat, allerdings etwas ganz anderes. Mit Blick auf das Personal auf Platz wie Bank - vornehmlich Nationalspieler - sei die Leistung "extrem enttäuschend". Selbst das minimale Saisonziel - Platz vier und damit die Qualifikation für die Champions League - ist in Gefahr, wenngleich der Punkterückstand noch überschaubar ist.
Besagte Königsklasse, in der es für den BVB mit zwölf Punkten aus sechs Spielen bis dato gut läuft, bietet Sahin nun die Chance, den BVB in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Dafür muss beim FC Bologna ein Sieg her, und in den anschließenden Heimspielen gegen Werder Bremen und Schachtar Donezk dürfte kaum Luft nach unten sein, da Ricken die Erwartungshaltung mit "Siegen" klar definiert hat. Holt der 36-jährige Sahin mit seinem Team drei in Serie, bekäme er vermutlich vorerst nicht mehr zu hören, was er gar nicht hören will: "Ich brauche nicht alle drei Tage eine Bestätigung, dass ich im Amt bin."
Unsere Quellen:
- Borussia Dortmund
- Nachrichtenagenturen dpa und sid
- Streamingdienst DAZN
Quelle: cz/dpa/sid