Dortmund sucht dringend Ausweichquartier für Schauspielhaus

Stand: 11.04.2024, 16:30 Uhr

Das Dortmunder Schauspielhaus muss zur Spielzeit ab August 2025 wegen eines Neubaus ausziehen. Das Problem: Der Umzug in ein Ausweichquartier ist gescheitert.

Von Michael Westerhoff

Es schien alles in trockenen Tüchern zu sein. Im Januar verkündete die Stadt, dass das Schauspiel im Herbst 2025 aus seinen angestammten Räumlichkeiten ausziehen müsse. Als Ausweichquartier sei das Schalthaus 101 vorgesehen. Dort sollte das Schauspiel für mindestens zwei Jahre einziehen. Alles klang so, als ob die Stadt diesen Umzug geprüft und für finanziell und zeitlich machbar hält.

Kulturdezernent bestätigt Schwierigkeiten

Außenansicht des Schalthaus 101 in Dortmund

Das Schalthaus 101: Hier sollte das Schauspiel Dortmund hinziehen

Drei Monate später ist plötzlich alles anders. Nach WDR-Informationen ist der Umzug ins Ausweichquartier gescheitert. Kulturdezernent Jörg Stüdemann bestätigt im Gespräch mit dem WDR, dass die Sanierung zu teuer werden könnte. Außerdem sei unklar, ob der Zeitplan eingehalten werden könne.

Es steht also ein dickes Fragezeichen dahinter, ob das Ausweichquartier rechtzeitig fertig wird. Betroffen ist auch das Kinder- und Jugendtheater, das ebenfalls ins Ausweichquartier umziehen sollte.

Stadt in größter Zeitnot

Ob es Alternativen zum Schalthaus, einem denkmalgeschützten alten Stahlwerk-Gebäude gibt, ist völlig unklar. Der Standort solle innenstadtnah sein, sagt Stüdemann. Mehr will er nicht preisgeben. Es ist nur noch ein Jahr Zeit, um ein neues Quartier zu finden und das auch noch fürs Schauspiel herzurichten.

Eine digitale Visualisierung zeigt, wie der Bau der "jungen Bühne" zukünftig aussehen soll

So soll der Bau der Jungen Bühne zukünftig aussehen

Dass das Schauspiel ausziehen muss, ist unumstößlich. Direkt vor dem Standort am Dortmunder Innenstadt-Wall soll ein architektonisch auffälliger quadratischer Glas-Kubus gebaut werden, in den die Junge Bühne einzieht. Im Gebäude sollen Kinder- und Jugendtheater sowie Junge Oper vereint werden. Es sollen zwei Säle für 140 beziehungsweise 300 Zuschauer entstehen. Die Bauarbeiten daüfr machen den Schauspielbetrieb auf dem Gelände unmöglich.

Kosten explodiert

Dass bisher kein geeignetes Ausweichquartier gefunden wurde, ist nur eines von vielen Problemen beim Bau der Jungen Bühne. Der Stadtrat hatte ursprünglich eine Kostenobergrenze von 32 Millionen Euro beschlossen. Doch obwohl beim Neubau sogar abgespeckt wurde, liegt die aktuelle Kalkulation für die Junge Bühne inzwischen bei über 80 Millionen Euro.

Außenansicht es Schauspielhaus in Dortmund

Das Schauspielhaus in Dortmund

Trotz der Probleme hat Kulturdezernent Stüdemann, der gleichzeitig als Kämmerer für die Stadtfinanzen zuständig ist, noch viel hoch fliegendere Pläne. Am liebsten würde er im Zuge der Neubauten auch das Schauspielhaus abreißen. Das steht auf Ruinen aus dem zweiten Weltkrieg und wurde in den 1950er-Jahren eher als Provisorium gebaut. Ein Neubau des Schauspielhauses könnte – nach heutiger Kalkulation – 114 Millionen kosten, eine Sanierung des alten Hauses „nur“ etwa 20 Millionen.

Theater muss wohl über Jahre ausweichen

Dieser Neubau würde aber bedeuten, dass das Schauspielhaus bis mindestens 2033 in einem Ausweichquartier spielen müsste. Die Stadt muss also ein Haus finden, das über viele Jahre genutzt werden könnte. Für das Schauspiel übrigens nichts Neues: Das war wegen Bauarbeiten bereits von 2015 bis 2017 in einer alten Industriehalle, dem „Megastore“ untergebracht.

Dortmund sucht dringend Ausweichquartier für Schauspielhaus

WDR Studios NRW 11.04.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 11.04.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Stadt Dortmund
  • Kulturdezernent im Interview mit WDR