Präventionstag: Wenn die Party vor'm Krankenhaus schützt, statt dort zu enden
Lokalzeit aus Duisburg. 11.06.2024. 03:08 Min.. Verfügbar bis 11.06.2026. WDR. Von Frank Wolters.
Präventionstag: Wenn die Party vor'm Krankenhaus schützt, statt dort zu enden
Stand: 11.06.2024, 20:49 Uhr
30 Schülerinnen und Schüler haben am Dienstag das Klinikum in Duisburg besucht. Sie sollten hautnah erleben, wie verunglückte Jugendliche in der Unfallambulanz behandelt werden. Ein Aktionstag, der aufrütteln soll.
Ein Rettungshubschrauber landet auf dem Klinikdach. Sanitäter bringen den verletzten Jugendlichen im Eilschritt zur Notfallambulanz. Hier entscheidet sich, wie es weitergeht: OP und/oder Intensivstation. Mit dabei: Eine Gruppe Jugendlicher. Sie sollen aus nächster Nähe erleben, wie es ist, wenn das Leben am seidenen Faden hängt und es auf jede Minute ankommt.
Simulation soll aufrütteln
Paul Schröder spielt den Patienten
Natürlich ist das, was die Besuchergruppe der ungewöhnlichen Führung hier in Duisburg erlebt, nur eine Simulation: Der Jugendliche auf der Trage kämpft nicht wirklich um sein Leben. Doch die Realität sieht eben genauso aus, und das sollen die Besucher zwischen 15 und 18 Jahren hier mitnehmen.
"Es ist anders, als ich es mir vorgestellt habe", sagt die 16-jährige Evelyne Wenzel. Und auch Paul Schröder, der in der Simulation den Patienten spielt, stellt sofort fest: "Die Geräusche hier sind unangenehm, die Halskrause - und ich weiß ja gar nicht, was passiert."
Kampf den Unfällen im Straßenverkehr mit Jugendlichen
Im vergangenen Jahr sind 59 Prozent mehr Jugendliche im Straßenverkehr verunglückt als noch 2022. Um zu verhindern, dass es noch mehr werden, gibt es in Deutschland seit 2012 das Präventionsprogramm P.A.R.T.Y.. Übersetzt: "Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth".
Die Idee stammt aus Kanada: Aufklärung darüber bieten, welche Folgen Alkohol und Drogen, Selbstüberschätzung oder bewusste Nachlässigkeit im Straßenverkehr haben können. In Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) von der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) federführend, sie hat sich mit führenden Unfallkliniken zusammengetan.
Fachpersonal klärt auf
Der Rettungshubschrauber wird inspiziert
Das Programm sieht vor, dass die Schüler alle Stationen einmal durchlaufen, die auch auf ein Unfallopfer zukommen: Sie sind im Rettungswagen und im Schockraum, auf der Intensivstation und auf der Normalstation, und sogar die Physiotherapie zur Genesung lernen sie kennen.
Besonders am Rettungshubschrauber wird eifrig gefilmt - so lange jedenfalls, bis Christoph 9 zum Einsatz raus muss. Danach wird wieder selbst ausprobiert. Die Polizei hat eine 1,0-Promille-Brille mitgebracht - da klappt einiges nicht mehr wirklich fehlerfrei. Schlimmstenfalls endet so was im Rollstuhl. Und es gibt noch mehr Erschreckendes.
Erfahrungen aus erster Hand
Patrick Förster berichtet aus seinem Leben
Am Ende des Besuchs in der Klinik kommt Patrick Förster. Bei ihm waren weder Alkohol noch Drogen im Spiel - der 33-Jährige hat bei einem Arbeitsunfall beide Unterschenkel verloren. Er will seine Erlebnisse hier mit den Jugendlichen teilen.
Die hören gebannt zu und stellen Patrick Fragen. "Man konnte sich gut in ihn hineinversetzen, und man bekommt solche Antworten ja auch sehr selten. Man kann ja nicht einfach Leute auf der Straße fragen, wie das so ist, im Rollstuhl zu sitzen," so das Fazit einer Teilnehmerin des Aktionstags.
Sie und ihre Schulkameraden gehen mit vielen neuen Eindrücken nach Hause. Die vielleicht mithelfen, dass von diesen 10-Klässlern niemand je in so eine Situation kommt.
Unsere Quellen:
- Akademie der Unfallchirurgie GmbH
- Reporterin für Hintergrundrecherche
- Reporter vor Ort