Messerangriff auf Basketballer: Polizei hat keine Hinweise auf anti-ukrainische Tat
03:12 Min.. Verfügbar bis 13.02.2026.
Messerangriff auf Basketballer: Polizei hat keine Hinweise auf anti-ukrainische Tat
Stand: 13.02.2024, 12:11 Uhr
Bei einem Streit unter Jugendlichen ist am Samstag in Oberhausen ein 17-Jähriger erstochen worden. Er war Basketballer und Mitglied der ukrainischen Jugend-Nationalmannschaft.
Drei weitere Jugendliche überlebten den Angriff schwer verletzt. Bei dem getöteten 17-Jährigen handelt es sich um Volodymyr Yermakov aus Kiew, der zuletzt im Team der ART Giants Düsseldorf spielte. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.
Ukrainischer Basketballverband: Tat hatte anti-ukrainischen Hintergrund
Der Basketballverband in der ukrainischen Hauptstadt Kiew teilte mit, dass der 17-Jährige erstochen worden sei - nach Auffassung des Vereins, "weil er Ukrainer war". Auch in den sozialen Medien wird diskutiert, ob der Angriff anti-ukrainisch motiviert war.
Die Polizei hingegen kann das nicht bestätigen, wie sie am Dienstag mitteilte: "Nach umfangreichen Zeugenvernehmungen und Auswertungen von Beweismitteln gibt es derzeit allerdings keine konkreten Hinweise auf eine fremdenfeindlich motivierte Tat. Aktuell deutet alles auf eine spontane Gewalteskalation des 15-jährigen Haupttäters hin."
17-Jähriger starb während Notoperation
Nach ersten Erkenntnissen soll der Streit zwischen zwei Gruppen in einem Linienbus auf dem Weg in die Oberhausener Innenstadt zunächst verbal begonnen haben. Gegen 20.15 Uhr soll der Konflikt an einer Bushaltestelle in Oberhausen eskaliert sein, als die Beteiligten am Hauptbahnhof den Bus verließen.
Bei einer körperlichen Auseinandersetzung wurden vier Personen mutmaßlich durch Messerstiche schwer verletzt. Der 17-jährige Ukrainer starb im Krankenhaus während einer Notoperation.
Vier verletzte Jugendliche
Ein weiterer 18-jähriger ukrainischer Jugendlicher aus Düsseldorf erlitt ebenfalls lebensgefährliche Verletzungen, sein Zustand ist inzwischen aber wohl stabil. Auch bei ihm handelt es sich um einen Basketballspieler aus der Düsseldorfer Mannschaft.
Außerdem wurden zwei weitere Jugendliche - ein 14-jähriger Syrer aus Gelsenkirchen und eine 13-jährige Deutsch-Libanesin aus Oberhausen - schwer verletzt. Sie gehören nach Polizei-Angaben zu der "gegnerischen" Gruppe und nicht zu den beiden Ukrainern. Alle Verletzten wurden in Krankenhäuser eingeliefert.
Die mutmaßlichen Täter flüchteten zunächst unerkannt vom Tatort. Noch in der Nacht übernahm eine Mordkommission des Polizeipräsidiums Essen unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Essen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat.
Verdächtige sind polizeibekannt
Am frühen Morgen gelang es der Mordkommission, zwei dringend tatverdächtige Jugendliche an ihren Wohnorten vorläufig festzunehmen. Bei ihnen handelt es sich um einen 15-jährigen Deutsch-Türken aus Gelsenkirchen und einen 14-jährigen Deutsch-Griechen aus Herne, die beide bereits erheblich kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten sind.
Nach umfangreichen kriminalpolizeilichen Maßnahmen beantragte die Staatsanwaltschaft Essen einen Haftbefehl wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung gegen den 15-Jährigen aus Gelsenkirchen, der am Sonntagnachmittag vom zuständigen Haftrichter verkündet wurde.
Der 14-Jährige aus Herne wurde nach den polizeilichen Maßnahmen seinen Erziehungsberechtigten übergeben, da sich der dringende Tatverdacht gegen ihn letztlich nicht erhärten ließ.
Düsseldorfer Art Giants trauern um Basketballer
Auf der Homepage der ART Giants trauerte der Verein um seinen Sportler, der fester Bestandteil der NBBL-Mannschaft in der U19-Bundesliga gewesen sei.
Quellen: Polizei Essen, dpa, Homepage der Art Giants Düsseldorf