Sternwarte Bochum will eigene Satelliten ins All schicken
Stand: 06.12.2023, 17:47 Uhr
Die Bochumer Sternwarte wird zum ersten Mal in ihrer Geschichte eigene Satelliten ins All schicken. Die beiden Satelliten werden gerade entwickelt. Mit dem Projekt will die Sternwarte junge Menschen für die Raumfahrt begeistern.
Von Jan Akkermann
Er ist kleiner als ein Zauberwürfel, rundum mit Solarpanelen beklebt und der ganze Stolz des Leiters der Bochumer Sternwarte. Denn dieser nur 200 Gramm schwere schwarz-grüne Kasten soll im nächsten Jahr tatsächlich ins All starten.
Thilo Elsner hat den Mini-Satelliten "Erminaz" in Zusammenarbeit mit einem internationalen Team entworfen und bei einem Wettbewerb mit seinem Projekt den Transport in einer Rakete gewonnen. 2024 startet die vom neuen Weltraumbahnhof Saxavord auf den schottischen Shetlandinseln, so der Plan.
Unterstützung von Kollegen aus Spanien und Griechenland
Das Team der Sternwarte Bochum arbeitet hier an einem Modell des Satelliten.
Begonnen hatte die Idee, einen Satelliten zu bauen eigentlich als Jux. Beim Aufräumen im Radom, der riesigen weißen Kuppel in Bochum-Weitmar, fand der Sternwarten-Chef alte, nach heutigen Maßstäben viel zu große Prototypen für Satelliten wieder, an denen um die Jahrtausendwende gearbeitet worden war. Damals sollten sie eigentlich mit der europäischen Ariane-Rakete ins All starten. Doch das Raumfahrtprogramm gibt es nicht mehr und so wurde auch die Mission abgesagt.
Warum nicht mit neuester Technik einen viel kleineren Satelliten bauen, dachte sich Elsner und machte sich mit einem Kollegen von der AMSTA, der Internationalen Amateur-Satelliten-Organisation, an die Arbeit. Als sie den Entwurf ins Internet stellten, wurden sie von Kollegen aus Spanien und Griechenland auf einen Wettbewerb der Deutschen Raumfahrtagentur hingewiesen. Dort gab es eine von insgesamt sieben "Mitflugmöglichkeiten" von einer neuen, noch im Bau befindlichen, Startrampe auf der Insel Unst, in der nördlichsten Ecke Großbritanniens zu gewinnen.
Bochumer Satellit soll auch für Kinder und Funkamateure erreichbar sein
So sieht der veraltete Satellit aus.
Nach zwei Bewerbungsrunden war das Bochumer Projekt tatsächlich einer der Sieger. Das Konzept: Der Satellit soll Signale auf Mittelwelle senden und so für praktisch jeden Interessierten erreichbar sein. Studierende, aber auch Funkamateure oder Schülerinnen und Schüler könnten dann selbst Kontakt mit dem künstlichen Himmelskörper aufnehmen und seine Bewegungen oder den Einfluss der Sonne untersuchen. Wenn alles klappt.
Wann genau "Erminaz" tatsächlich ins All startet, ist im Moment noch unklar. Geplant ist der große Flug ins All aber auf jeden Fall für 2024.
Unsere Quellen:
- Sternwarte Bochum
- WDR-Reporter
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.12.2023 auch im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Ruhr.