Olsbergerin trotz Rollstuhl als Kletterin erfolgreich

Stand: 03.03.2023, 19:25 Uhr

Nadine Hoischen ist vom Bauch ab gelähmt. In ihrer Freizeit klettert sie leidenschaftlich gerne. Damit zeigt die Sauerländerin: Auch mit einer Behinderung ist Sport möglich!

An der Kletterwand ist Nadine Hoischen nie allein. Ein Beikletterer ist immer an ihrer Seite. Er setzt die Beine dahin, wo sie hingehören. Das Klettern selbst meistert die 30-Jährige allein mit der Kraft ihrer Arme. Jetzt hat Nadine Hoischen, die in Olsberg im Sauerland lebt, ihren ersten Kletter-Wettkampf gewonnen.

WDR: Was war das für ein Wettkampf?

Nadine Hoischen: Ich habe beim Anerkennungs-Wettbewerb von Special Olympics NRW eine Goldmedaille gewonnen und mich damit für die Special Olympics NRW im nächsten Jahr qualifiziert. Ob ich letztendlich dabei bin, ist noch nicht klar. Ich muss mich bewerben und warten, ob sie mich nehmen.

Special Olympics

Special Olympics ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Sie ist vom internationalen Olympischen Komitee offiziell anerkannt. 7000 Athletinnen und Athleten aus 170 Nationen nehmen in diesem Jahr in Berlin daran teil.

WDR: Rollifahrerin und Klettern. Ich würde sagen, das passt nicht zusammen.

Nadine Hoischen: Das habe ich am Anfang auch gesagt. Dann habe ich es ausprobiert. Und – es geht.

WDR: Wie geht das?

Eine Frau mit Behinderung klettert an der Kletterwand

Nadine Hoischen in der Kletterhalle

Nadine Hoischen: Ich klettere Indoor – also in Kletterhallen. An meiner Seite habe ich einen Beikletterer, der meine Beine führt. Alles andere machen meine Arme.

WDR: Wie hoch kletterst Du?

Nadine Hoischen: Wir trainieren in einer Kletterhalle, da sind die Kletterwände 12 Meter hoch. Beim Anerkennungswettbewerb waren es 14 Meter.

WDR: Dein Beikletterer ist ganz nah bei dir. Er muss ganz nah bei dir sein. Es ist ein extrem enger Körperkontakt. Das muss man wollen.

Zwei Hände stützen die Füße beim Klettern

Der Beikletterer positioniert Nadine Hoischens Füße

Nadine Hoischen: Wir kennen uns seit vielen Jahren. Wäre es ein Fremder, würde ich das nicht zulassen. Der Beikletterer geht in meine Privatsphäre rein. Er muss mich anfassen, sonst funktioniert es nicht. Doch was er darf und was nicht, sprechen wir vorher genau ab. Es geht nur, wenn man sich kennt.

WDR: Was bringt Dir das Klettern?

Nadine Hoischen: Ich lerne, Menschen zu vertrauen. Ich muss meinem Beikletterer vertrauen und demjenigen, der mich mit dem Seil von unten sichert, wenn ich in der Wand hänge.

Das Klettern gibt mir Selbstvertrauen. Nadine Hoischen

WDR: Was fühlst du, wenn Du kletterst?

Die Protagonistin klettert: Nahaufnahme

Zum klettern nutzt Nadine Hoischen die Kraft aus den Armen

Nadine Hoischen: Es ist wunderbar, weil es für mich die einzige Möglichkeit ist, aus meinem Rollstuhl herauszukommen. Ich sitze immer in diesem Rollstuhl. Und dann in dieser Kletterwand zu klettern, das ist für mich ein unbeschreibliches Gefühl.

WDR: Ich habe gesehen, wie Du kletterst und war sprachlos. Einmal wegen der Technik und weil es für Dich unglaublich anstrengend ist.

Nadine Hoischen. Ja, das ist es. Ich habe ja nur meine Arme. Die trainiere ich. Ich stemme Gewichte. Aber das Gefühl, es dann geschafft zu haben, ist die Mühe wert.

WDR: Du hast beim Anerkennungswettbewerb von Special Olympics NRW Gold geholt. Warst Du überrascht?

Nadine Hoischen: Ich wusste, dass es vielleicht eine Medaille werden könnte. Aber dann gleich Gold. Ich war so perplex, als die meinen Namen sagten. Und dann habe ich einfach geweint.

WDR: Wie geht es jetzt weiter?

Ein Gruppenfoto von einer Kletter-Gruppe

Nadine Hoischen holt Medaille bei Special Olympics NRW

Nadine Hoischen: Ich hoffe darauf, im nächsten Jahr bei den Special Olympics NRW mitmachen zu dürfen. Ich werde mich bewerben. Und dann wird man sehen.

Das Interview führte Katja Brinkhoff.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 03.03.2023 im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen.