Alle Schulferien und Brückentage frei für 13 Prozent weniger Gehalt
Aktuelle Stunde. 26.09.2023. Verfügbar bis 26.09.2025. WDR. Von Claudia Weber.
Mehr Freizeit, weniger Geld: Neues Gehaltsmodell am Klinikum Westfalen
Stand: 26.09.2023, 19:33 Uhr
Das Klinikum Westfalen in Dortmund bietet seinen Mitarbeitenden ein neues Arbeitszeitmodell an. Gegen Gehaltsverzicht können sämtliche Schulferientage im Jahr frei genommen werden.
Ein Jahr lang haben Mitarbeitende die Möglichkeit, jeden Ferientag und Brückentag frei zu bekommen. Dafür müssen sie im Gegenzug auf 13 Prozent ihres Gehaltes verzichten. Mit diesem Modell will das Klinikum Mitarbeitende binden und neue dazugewinnen.
Mitarbeitende wünschen sich mehr Freizeit
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es schwer, Mitarbeitende zu kriegen und diese zu halten - besonders im Gesundheitswesen. Das Klinikum Westfalen hat seine Beschäftigten deshalb gefragt, was ihnen das Leben leichter machen würde. Die Antworten der 3000 Angestellten waren eindeutig: Sie wünschen sich mehr freie Zeit.
Klinikum geht auf Wunsch der Mitarbeitenden ein
Darauf reagierte das Klinikum jetzt mit dem neuen Gehaltsmodell. Mit der neu gewonnenen Option würden die Mitarbeitenden bei 13 Prozent Gehaltseinbußen auf insgesamt 64 Urlaubstage im Jahr kommen. Sie können sich jeweils für ein Jahr entscheiden.
Zum Klinikum Westfalen gehören insgesamt vier Krankenhäuser in Dortmund, Lünen und Kamen.
Weniger Geld, mehr Freizeit: Verschlimmert das den Fachkräftemangel?
Doch nicht auf jedes Unternehmen sei so ein Modell anwendbar, sagt Eike Windscheid-Profeta, Arbeitswissenschaftler bei der SPD-nahen Hans-Böckler-Stiftung. "Für den Betrieb ist wichtig, erst mal auf den Prüfstand zu stellen: Wen hab ich alles im Betrieb, welche Aufgaben habe ich zu erledigen und wie sind meine Prozesse strukturiert." Nur dann könne man abschätzen, welches Arbeitsmodell in der Firma umsetzbar sei.
Die Gefahr, dass solche Modelle den Fachkräftemangel noch verschärfen würden, sieht Windscheid-Profeta indes nicht. "Das Gute an diesem Wettbewerb ist nun, dass sich auch woanders Arbeitsbedingungen verbessern müssen." Dies könne durch höhere Gehälter oder bessere Arbeitszeiten geschehen. "Gesamtgesellschaftlich haben wir alle etwas davon, wenn wir ausgeruhte und produktive Pflegekräfte haben."