Hakenkreuz-Schmierereien auf einem Stromkasten.

Monitoring für rassistische Parolen in Hattingen

Stand: 06.11.2024, 18:41 Uhr

In Hattingen will die "Partnerschaft für Demokratie" jetzt rassistische Parolen an öffentlichen Orten per Monitoring erfassen.

Von Daniel Chur

Nicht nur für viele Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal der Realschule Grünstraße in Hattingen war es Mitte Oktober ein Schock: An mehreren Stellen hatten Unbekannte an das Schulgebäude rassistische und menschenfeindliche Parolen sowie verfassungsfeindliche Symbole gesprüht.

Hakenkreuze an Schule

Hakenkreuze waren dort zu sehen oder Sprüche wie "geht in euer Land ihr drecks ..." (rassistische Beleidigung) und "deutsche Jugend vorran" (Rechtschreibfehler im Original-Zitat). Die Schule zeigte sich schockiert, die Stadt Hattingen kündigte eine Video-Überwachung am Schulgebäude an.

Der Staatsschutz ermittelt außerdem zu diesem Vorfall. Auf WDR-Anfrage sagte ein Sprecher, bislang habe man jedoch keinerlei Hinweise zu den Tätern.

Rassistisches Gedankengut gerät in Öffentlichkeit

Heiko Koch, Sozialarbeiter und Leiter der Fach- und Koordinationsstelle "Partnerschaft für Demokratie" bei der Stadt Hattingen, treibt das Thema Rassismus und verfassungsfeindliche Parolen im öffentlichen Raum schon eine ganze Zeit um.

Hattingen: Innen- und Altstadt - Luftbild

Die Innenstadt von Hattingen

Die Schmierereien an der Schule würden aufzeigen, was sich schon länger an Hattingens Straßenlaternen und Stromkästen abspiele: "Mittels Aufkleber und Schmierereien verkünden Rassisten und Faschisten ihr Gedankengut und versuchen so in die Öffentlichkeit zu kommen."

"Junge Rechtsradikale provozieren in der Innenstadt Gegendemonstranten zu den anti-demokratischen und verschwörungstheoretischen Montagstrommlern mit Hitlergruß und Beleidigungen", so Koch weiter.

Proteste auf der Straße

Montagstrommler und Gegendemo in Hattinger Innenstadt am 29.01.2024

Demo der Montagstrommler und Gegendemo Anfang 2024 in Hattingen

Die sogenannten "Montagstrommler" - ein weiteres Dauerthema in Hattingen: Jeden Montag gehen in der Innenstadt zwischen einem Dutzend und in Spitzenzeiten mehr als hundert Menschen mit Trommeln auf die Straße, die der Verschwörungserzählungs-Szene zugeordnet werden.

Auch hier beobachtet der Staatsschutz einige der regelmäßigen Teilnehmer, insbesondere ihre Aktivitäten auf Internet-Plattformen wie Telegram. Und auch Heiko Koch behält die Szene im Auge.

Monitoring soll Übersicht über Szene verschaffen

Dies will die Fachstelle "Partnerschaft für Demokratie" nun intensivieren. "Wir werden ein Monitoring von antisemitischer und rassistischer Propaganda, Beleidigungen und Tätlichkeiten einführen und bitten hiermit, uns diese Fälle zu melden", so Koch.

Rassistische Aufkleber an Hattinger Laternen - Monitoring der "Partnerschaft für Demokratie"

Sticker der "Gadsden Flag" in Hattingen

Aufkleber mit rassistischen Slogans oder auch rechten Symbolen finde man immer häufiger in Hattingen. Verbreitet seien zum Beispiel Sticker mit dem Symbol der Gadsden-Flagge aus der Amerikanischen Revolution, das zunehmen von Rechtsextremen in den USA genutzt werde. Offenbar wolle man wohl gerade junge Leute damit ansprechen.

Mit dem Monitoring wolle man nun eine systematische Übersicht bekommen, wo Parolen in der Stadt auftauchen und mit welchem Inhalt. Die "Partnerschaft für Demokratie" in Hattingen erhofft sich dadurch ein konkreteres Bild über eine möglicherweise größer werdende Szene.

Monitoring für rassistische Parolen in Hattingen

WDR Studios NRW 06.11.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 06.11.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Fachstelle "Partnerschaft für Demokratie" Hattingen
  • Staatsschutz Hagen
  • vorangegangene WDR-Recherche