Mieter muss WM-Protest-Fahnen abhängen

Stand: 08.11.2022, 13:04 Uhr

Auf Fahnen an seiner Hauswand hat ein Essener gegen die WM in Katar protestiert. Auf Anweisung der Allbau GmbH muss er diese nun abhängen.

Von Lukas Zachos

"Hach, das fühlt sich gar nicht gut an", sagt Achim Klimmeck, als er die Leiter herabsteigt. In der Hand hält er dabei eine Schwarz-Rot-Goldene Fahne mit dem Aufdruck "Protest".

Das ganze Haus hängt voll mit solchen Fahnen des Protests gegen die Fußball-WM der Herren in Katar. "Ihr spielt in Stadien der Toten", steht auf einer, "Geld regiert die Welt" auf einer anderen.

Stimme der Toten

"Ich wollte meine Stimme erheben, weil die Toten keine Stimme mehr haben", sagt Klimmeck, der, statt die Spiele der WM zu verfolgen, diesmal lieber Zeit auf dem Weihnachtsmarkt verbringen will.

Schwarz-Rot-Goldene Fahnen an einem Haus. Auf den Fahnen sind Aufschriften wie "Protest", "Streik" und "Boykott".

Auf diesen Flaggen platziert Achim Klimmeck seinen Protest.

Dass dieser Protest ein vorzeitiges Ende findet, damit hatte der 66-Jährige nicht gerechnet. Aber jetzt muss er seine Fahnen zurück in den Keller räumen, weil die Allbau GmbH das von ihm verlangt. Der Allbau gehört das Haus in dem Klimmeck wohnt.

Zu politisch

"Die kritischen Worte, die auf der Fahne hängen sind zu politisch", sagt Klimmeck. Er fühlt sich in seiner Meinungsfreiheit beschnitten. Die Allbau GmbH teilt dazu mit, dass sie keine "öffentlichen Bekundungen zu politischen, religiösen, diskriminierenden oder gesellschaftsfeindlichen Inhalten an ihren Gebäuden zulassen", das gelte für alle Mieterinnen und Mieter, auch für jene mit "gegebenenfalls gut gemeinten Botschaften."

Achim Klimmeck klettert die Hauswand empor

Achim Klimmeck klettert die Hauswand hinauf.

Seit der WM 2006 in Deutschland schmückt Klimmeck zu großen Turnieren nicht nur sein Haus, sondern auch die ganze Straße in Essen-Altendorf, dabei gab es nie Probleme. In diesem Jahr möchte er die WM in Katar aber nicht unterstützen und hat sich für den Protest entschieden.

Solidarität in der Nachbarschaft

Während Achim Klimmeck die Protestfahnen entfernt, kommen immer wieder Nachbarn vorbei und quatschen mit ihm. "Schade ist das", findet eine Frau von schräg gegenüber. Findet Klimmeck auch. Trotzdem muss er seine Sachen weiter einpacken.

Was er zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Er wird sie direkt wieder auspacken können. Die Nachbarn - Eigentümer, keine Mieter - haben angeboten, dass Achim Klimmeck ein paar seiner Fahnen bei ihnen am Haus aufhängen darf.