Sobald die Sonne rauskommt, sind sie an der Ruhr zu sehen. An ruhigeren Stellen am Ufer, an kleinen Tümpeln. Kleine Schildkröten liegen auf Steinen oder Ästen und strecken ihre Hälse der Sonne entgegen. Es werden immer mehr. Wie viele? "Da haben wir keine Vorstellung", sagt Petra Podraza, Biologin beim Ruhrverband.
Jedes Tier ausgesetzt
Klar ist nur: "Jede einzelne Schildkröte an der Ruhr wurde ausgesetzt, vor allem kurz vor den Sommerferien und im Herbst merken wir das". Vor den Sommerferien, weil Besitzer nicht wissen, wohin mit dem Tier, während sie selbst im Urlaub sind. Und im Herbst, weil die Schildkröten dann zum Überwintern in den heimischen Kühlschrank ziehen müssten.
Schildkröten sterben im Winter
Das Problem: Das Aussetzen endet für die Schildkröten im Winter meist tödlich. Sie überwintern unter Wasser, müssen aber zwischendurch auftauchen. "Wenn sich im Uferbereich Eis bildet, können die Schildkröten nicht überleben", sagt Podraza.
Auch für die Vermehrung in freier Natur ist es den Schildkröten an der Ruhr noch zu kalt. Vor Kurzem haben Mitarbeiter des Ruhrverbands in Essen ein Nest gefunden. Schlüpfen konnten die Schildkröten aber nicht.
Schildkröten an der Ruhr bisher kein Problem
Möglicherweise noch nicht. Der Klimawandel könnte das ändern. Wenn es insgesamt wärmer wird und die Ufer nicht mehr zufrieren. Ob die kleinen Schildkröten dann an der Ruhr tatsächlich Bedingungen vorfinden, um zu überleben und sich zu vermehren, kann der Ruhrverband aktuell nicht einschätzen. Wenn es so wäre, sieht die Biologin erst einmal keine Probleme: "Die Schildkröten sind Pflanzenfresser und sie fressen auch nur kleine Mengen."
Schwieriger sind an der Ruhr aktuell andere invasive Arten. Die Quagga-Muschel zum Beispiel, weil sie die Anlagen zur Trinkwassergewinnung zusetzen kann. Oder die Asiatische Körbchenmuschel, die Plankton frisst. Dadurch bekommt die Pflanze Elodea mehr Sonne und wuchert stärker. Das ist unter anderem ein Problem für Wassersportler.
Unsere Quellen:
- Biologin Ruhrverband Essen
- WDR-Reporter