Massenschlägerei in Essen - Mindestens 80 Beteiligte | sv
00:31 Min.. Verfügbar bis 17.06.2025.
Massenschlägerei in Essen: Jetzt werden Zeugenvideos gesucht
Stand: 19.06.2023, 15:15 Uhr
Nach den Massenschlägereien in Essen und Castrop-Rauxel zeigte die Polizei in beiden Städten erhöhte Präsenz. Die Polizei sucht außerdem Zeugen über ein Hinweisportal und der Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert Repressionen gegen Clans.
Sechs verletzte Personen, darunter vier Polizeibeamte, sind die traurige Bilanz in Essen, als zwei größere Gruppen am Samstag aufeinander losgehen. Vorangegangen war eine gewaltätige Ausseinandersetzung am Freitagabend in Castrop-Rauxel. Die Polizei prüft nun, ob es Zusammenhänge zwischen den Massenschlägereien in den beiden rund 30 Kilometer entfernt liegenden Ruhrgebietsstädten gibt.
Baseballschläger und Messer
Die Polizei hält Teilnehmer der Massenschlägerei in Schach.
Bei der gewaltsamen Auseinandersetzung in der Nacht zu Samstag in der Essener Innenstadt waren größere Personengruppen mit syrischer und libanesischer Nationalität aneinandergeraten. Dabei ging es um einen Streit zwischen zwei Clans, so die Polizei. Die Beamten schritten mit zahlreichen Kräften ein - unterstützt von einem Hubschrauber und Diensthunden. Die Polizei in Essen kontrollierte am Wochenende über 250 Personen . Außerdem stellten sie Hieb- und Stichwaffen wie Baseballschläger, Dachlatten und Messer sicher.
Noch keine Festnahmen
Festnahmen gab es bislang keine. Warum, erklärt Oliver Huth, NRW-Chef beim Bund Deutscher Kriminalbeamter: "Zuerst müssen die Kollegen diese Tumult-Lage erst mal sondieren und den Schwerverletzten helfen. Da ist keine Zeit für Festnahmen, sondern nur noch für die Gefahrenabwehr", sagte Huth gegenüber dem WDR. Viele Beteiligte seien auch einfach geflüchtet.
Kontrollen auch am Samstag
Auch am Samstag seien immer wieder größere Personengruppen an unterschiedlichen Orten angetroffen und überprüft worden. Dabei wurden Messer und Schlagwerkzeuge sichergestellt. Am späten Nachmittag hatte die Polizei in der Essener Innenstadt Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen kontrolliert.
Mehrere Anzeigen
Dabei wurden Dachlatten mit Nägeln und Messer sichergestellt. Es wurden mehrere Strafverfahren eingeleitet: Wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Waffengesetz. Weitere Ausschreitungen wurden laut Polizei durch die erhöhte Polizei-Präsenz verhindert.
Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert Konsequenzen
"Das sind Familienkonflikte, wo das Patriarchat dahintersteht", erklärte Oliver Huth weiter. Er fordert Ermittlungen, um gegen diese Strukturen vorzugehen. Man müsse an die Oberhäupter der Familien ran – mit Gesprächsangeboten und mit Repressionen.
Huth sprach sich im WDR für eine starke Kriminalpolizei mit Präsenz auf der Straße aus. Man müsse den Familienmitgliedern zeigen, dass das, was die Oberhäupter als Regeln, Werte und Normen verbreiten, nicht das Richtige sei.
NRW-Innenminister Reul will weiter konsequent einschreiten
Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, es sei nicht hinnehmbar, "wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen". Einmal mehr habe die Polizei klarmachen müssen: "Bei uns gilt das Recht des Staates und nicht das Recht der Familie". Man werde die Szene aufmerksam im Blick behalten und weiterhin konsequent einschreiten, so der CDU-Politiker.
Hinweise aus der Bevölkerung gesucht
Szene aus Essen am Freitagabend.
Die Polizei Essen bittet darum, sich umgehend beim Notruf zu melden, "wenn sich plötzlich Personen oder Gruppen zusammenrotten und eine emotional aufgebrachte Stimmung wahrnehmbar ist". Außerdem suchen die Ermittler dringend Zeugen und Foto- und Videomaterial der Vorfälle in Essen. Die Polizei hat dazu ein Hinweisportal geschaltet, auf dem man auch anonym Aufnahmen hochladen kann.