Ruhr-Uni Bochum entwickelt Kirchen-Düfte

03:20 Min. Verfügbar bis 21.12.2025

Ruhr-Uni Bochum entwickelt Kirchen-Düfte

Stand: 21.12.2023, 16:07 Uhr

Weihrauch und Weihnachten - das gehört zusammen wie das Amen und die Kirche. Aber für jede Nase ist das nichts. Theologe Matthias Sellmann aus Bochum will frischen Duft in die Gottteshäuser bringen.

Von Jennifer Kerkhoff

Besser als Weihrauch wäre doch Keksduft, findet Professor Matthias Sellmann vom ZAP, Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität Bochum. Er und sein Team wollen der Kirche eine Aromatherapie verpassen. Vanille statt Weihrauch zum Beispiel.

Kirche besser machen

Die Idee kam Sellmann 2016 bei einem Musik- und Kunstevent im Kölner Dom. Gothische Sounds gemischt mit Techno und Zitrusdüfte statt Weihrauch kamen bei den 50.000 Besuchern der "silentMod" damals so gut an, dass Professor Sellmann an der Idee dran blieb.

Drei Duft-Fläschchen auf einem Tisch, daneben eine Spritze

Fläschchen und eine Spritze mit den Düften Kenosis, Physis und Phronesis

Das ZAP forscht, um Kirche besser zu machen. Duftexperten sind die Mitarbeiter natürlich nicht. Deswegen hat sich das Team Unterstützung geholt. Zwei Jahre haben sie zusammen mit dem Bochumer Riechexperten Professor Hans Hatt und dem Duftentwickler Marc vom Ende getüftelt. Rausgekommmen sind Kenosis, Physis, Dynamis und Phronesis.

"Jedes Baby kennt Vanillin"

Vier Fläschchen mit holzigen und zitronigen Noten, abgestimmt auf die christlichen Feste. Dazu gehört ein Diffuser, der den Duft dezent in der Luft verteilt. Aero:thek heißt das Set. Physis, der Weihnachtsduft hat eine ausgeprägte Vanillenote und dabei haben sich die Entwickler richtig was gedacht, sagt Professor Matthias Sellmann:

"Jedes Baby dieser Welt kennt Vanillin, denn das ist der Grundstoff der Muttermilch. Das ist unser Weihnachtsduft und Weihnachten ist ein Geburtsfest, Jesus als Baby. Damit haben wir die theologische Aussage 'Gott wird Mensch' in einen Duft übersetzt."

Besonders für ältere, muffige Gemeinderäume geeignet?

Die katholischen Kirche St. Joseph in Dortmund ist recht modern. Die Gemeindemitglieder hier sind unterschiedlicher Meinung, was den Kirchenduft angeht. Die einen mögen den Weihrauch, wenn der Geruch dezent ist, schließlich drückt er Tradition aus. Andere hingegen bekommen regelrecht Kreislaufprobleme davon und würden sich über was Leichteres für die Nase freuen.

Auch dem Pfarrer Matthias Boensmann gefällt die Idee vom frischen Wind. Er streamt seine Sonntagspredigt live im Internet. Alle Ideen, um wieder mehr seiner Schäfchen herzulocken, sind ihm willkommen. Gerade für ältere, muffige Gemeinderäume wäre das Duftkonzept etwas.

Kirche als Wohlfühlort

Bisher hat Boensmann die Bochumer Aero:thek aber noch nicht bestellt, was vielleicht auch am Preis von 1.500 Euro für das Set liegt. Dafür muss der Klingelbeutel lange rumgehen.

Aktuell verschicken die Bochumer Pastoralforscher vom ZAP Riechproben für kleineres Geld an interessierte Gemeinden. Ihre Duftmission endet aber nicht nach den Feiertagen. Sie wollen das Kirchenerlebnis dauerhaft verbessern und Kirche damit zum Wohlfühlort machen.

Kirche sei für viele veraltet, sagt Professor Matthias Sellmann - verbunden mit Langsamkeit, muffigen Mauern und alten Büchern. Die neuen Düfte stünden für Moderne und Frische. Mandarine, Zimt und Vanille für eine dufte Kirche.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter