"Gottesdiensttaste" - Wer in Kevelaer beten will, parkt gratis

02:34 Min. Verfügbar bis 01.06.2024

"Gottesdiensttaste" - Wer in Kevelaer beten will, parkt gratis

Stand: 01.06.2023, 18:15 Uhr

Der Wallfahrtsstadt Kevelaer führt die "Gottesdiensttaste" auf Parkautomaten ein. Kirchgänger sollen gratis parken können - erst mal noch mit Hindernissen.

Von Anna Deschke

Auf dem Parkplatz im Schatten der Basilika ist viel los - vor den beiden frisch installierten Parkautomaten bilden sich teils lange Schlangen. Fragende Gesichter, niemand weiß etwas mit den neuen Automaten anzufangen.

Rolf Brauch betrachtet den Automaten skeptisch: "Wo kommt denn hier jetzt der Parkschein raus?" Parkscheine in Papierform gibt es nicht mehr. Die Stadt will Papier sparen. Aber das erschließt sich den Menschen hier nicht. "Da muss man doch eine Bedienungsanleitung hier neben diesen Parkautomaten legen!", sagt Brauch entrüstet und kämpft sich weiter durch das Menü auf dem Touchscreen.

"Was muss ich jetzt hier machen?"

Auch Conny Kraal versucht, ihr Parkticket zu lösen. Sie drückt die Start-Taste, gibt ihr Autokennzeichen ein. Bis dahin kein Problem. Allerdings passiert dann erstmal lange nichts - nur ein kleines Rädchen erscheint, der Parkautomat lädt. Conny wird ungeduldig: "Warum dauert das so lange?" Schulterzucken und ratlose Gesichter.

"Ah, jetzt ist was passiert!", ruft Conny Kraal und versucht, aus den Angaben auf dem Bildschirm schlau zu werden. "Ich kann hier jetzt wählen zwischen Parkgebühren zahlen oder zwei Stunden gratis parken, dann nehme ich doch zwei Stunden gratis." Dann drückt sie auf das grüne Feld auf dem Bildschirm. Erneut erscheint das kleine Rädchen.

Technische Probleme zum Start

Menschen stehen vor einem Parkautomaten in der Schlange

Neue Parkautomaten mit Gottesdiensttaste

Dass die Gottesdiensttaste eigentlich drei Stunden freies Parken bieten soll und nicht nur zwei, fällt hier niemandem auf. Ein Programmierfehler. Nach etwa einer Minute Wartezeit erscheint ein QR-Code. "So und den muss ich jetzt mit dem Handy scannen oder was?" Conny Kraal kramt ihr Smartphone raus und scannt den Code. Es passiert nichts. Die Erstellung der Tickets funktioniert schlicht noch nicht. Das sorgt für Ärger und Verunsicherung.

Stadt entschuldigt sich

Ortswechsel. Mara Ueltgesforth ist die Mobilitätsmanagerin der Stadt Kevelaer. Sie sitzt in ihrem Büro und sagt, dass man eigentlich eine Testphase der neuen Automaten haben wollte, das sei aber nicht möglich gewesen. Sie versteht, dass die Menschen sich ärgern und entschuldigt sich für die Schwierigkeiten. Der Betreiber arbeite an der Behebung der Fehler.

Bald sollen Flyer in der Stadt die neuen Parkautomaten und die Gottesdiensttaste erklären. Es sei klar, dass man nicht kontrollieren könne, ob die Menschen auch tatsächlich in die Kirche gehen. Aber man will beobachten, wie sich das Ganze entwickelt. Sollte sich herausstellen, dass der Parkplatz immer voll und die Kirche gleichzeitig leer bleibt, will die Stadt über ein neues Konzept nachdenken.

Auch die Menschen auf dem Parkplatz an der Basilika in Kevelaer finden die Idee der Gottesdiensttaste grundsätzlich gut. Die einen, weil sie tatsächlich regelmäßig Gottesdienste besuchen, die anderen, weil sie gratis parken gut finden. Auch wenn der Weg dahin ein unbequemer ist.

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