Fußverkehrscheck Castrop-Rauxel

Fußverkehrscheck in Castrop-Rauxel soll Fußgänger auf Überholspur bringen

Fußverkehrscheck in Castrop-Rauxel soll Fußgänger auf Überholspur bringen

Stand: 20.10.2023, 06:45 Uhr

Fußgänger wurden in der Verkehrsplanungen lange vernachlässigt. Damit sich das ändert, führen immer mehr Städte den Fußverkehrscheck durch. In diesem Jahr unter anderem Köln, Bonn und Castrop-Rauxel.

Von Lars Faulenbach

Nachmittags im Castrop-Rauxler Ortsteil Schwerin. Bei leichtem Nieselregen haben sich auf dem Neuroder Platz rund 25 Menschen für den Fußverkehrscheck versammelt. Dabei sind neben dem durchführenden Planungsbüro aus Dortmund, Vertretern der Stadt und Kommunalpolitikern auch normale Bürgerinnen und Bürger, sogar einige Heimbewohner im Rollstuhl oder mit dem Rollator.

Auch Gabi Schlehenkamp wohnt in der Nähe, ist viel mit ihrem Hund im Ortsteil unterwegs. Sie ist aus Interesse gekommen, richtig viel Verbesserungspotenzial für Fußgänger fällt ihr spontan nicht ein: "Ich wohne seit über 20 Jahren auf Schwerin. Es gibt sicher einige knifflige Stellen für Fußgänger, so eine ewig uralte Ampel oben am Hellweg."

Land finanziert Fußverkehrschecks

Genau das ist die Idee der Fußverkehrschecks: Vor Ort mit den Menschen herausfinden, wie gut oder schlecht die Gehwege sind, ob es genügend Fußgängerampeln und Fußgängerüberwege gibt, ob Fußgänger von den Verkehrsplanern ausreichend mitbedacht wurden. Seit 2019 werden diese vom Land NRW finanziert, zwölf Kommunen nehmen jedes Jahr Teil.

Zwölf Kommunen aus ganz NRW nehmen teil

Mehrere Menschen auf einem Platz in Castrop-Rauxel mit Rollator und Rollstuhl

Teilnehmer mit Rollator und im Rollstuhl

2023 sind unter anderem die Großstädte Köln, Bonn und Herne dabei, aber auch mittelgroße Städte wie Lünen und Recklinghausen und kleinere Städte und Gemeinden wie Wülfrath, Swisttal oder Dörentrup. Castrop-Rauxel im Kreis Recklinghausen hatte sich schon mehrfach beworben und diesmal auch den Zuschlag bekommen, freut sich Verena Reuter, die bei der Stadt den Bereich Stadtentwicklung leitet: "Wir haben schon drei Stadtteile in Sachen Fußverkehr unter die Lupe genommen und wollen auch die anderen Nahversorgungszentren untersuchen."

Der Spaziergang führt in rund zwei Stunden auf etwa zwei Kilometern einmal durch den Ort und beleuchtet unterwegs verschiedene Problemlagen.

Kein Fußweg zur Apotheke

Fußverkehrscheck Castrop-Rauxel

Der Gehweg endet vor einem Beet

Die ersten Fallen für Fußgänger erkennt Rolf Bick direkt am Startplatz. Er engagiert sich beim Verein Fuss e.V., der Interessensvertretung von Fußgängern in Deutschland und ist heute extra aus Recklinghausen nach Castrop-Rauxel Schwerin gekommen. "Wir stehen 20 Meter neben der Stelle, wo man da vorne den Fußweg vergessen hat, um zur Apotheke zu kommen."

Bick sieht noch weitere Probleme, die aus jahrzehntelanger Planung für die autogerechte Stadt enstanden sind, etwa zu schmale Gehwege. Das bestätigt auch Lara Wohland von der Planersocietät Dortmund, die den Fußverkehrscheck in Castrop-Rauxel durchführt: "Laut Gesetz müssen Gehwege zweieinhalb Meter breit sein, das haben wir fast nirgends. Entweder, weil sie zu schmal gebaut wurden oder zugeparkt sind."

Hindernisse für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen

Auch barrierefrei sind die Fußwege nicht immer. Das gucken sich die Teilnehmer des Fußverkehrschecks vor einem Seniorenheim an. Dort fehlen zum Teil abgesenkte Bordsteine, ein Problem für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator. Das können die Teilnehmer des Fußverkehrschecks mit einem mitgebrachten Rollator selber testen verspricht Lara Wohland: "Für uns ist es wichtig das zu erleben, wie geht man mit einem Rollator um, wenn es keine Absenkung gibt."

An einer Stelle fordert eine Teilnehmerin mehr Parkplätze für Autos, um das Ärztehaus besser erreichen zu können. Welcher Erkentnisse der Fußverkehrscheck gebracht hat und welche Maßnahmen die Stadt Castrop-Rauxel umsetzen kann, um die Situation für Fußgänger zu verbessern, soll dann auf einem Abschlussworkshop im Dezember geklärt werden.