Neue Studie zu schweren Fahrradunfällen

Lokalzeit Münsterland 19.10.2023 Verfügbar bis 19.10.2025 WDR Von Ann-Christin Voßkühler

Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern: Münster ist ein Sonderfall

Stand: 19.10.2023, 20:01 Uhr

Das Münsterland ist ein Fahrrad-Eldorado – Fahrradwege gibt es wie Sand am Meer. Doch auf denen wird es eng. Das hat eine jetzt veröffentlichte Studie ergeben.

Von Nicole Albers

Siegfried Brockmann ist Leiter der Unfallforschung der Versicherer, und er verkündete am Donnerstag in Münster die Ergebnisse der neuesten deutschlandweiten Studie, die sich mit Problemen zwischen Radfahrern und Fußgängern beschäftigt.

Seit dem frühen Morgen gab Brockmann ein Interview nach dem anderen, landauf landab wollten Medien mit ihm sprechen: "So einen Andrang haben wir ehrlich gesagt noch nie erlebt".

Ein Problem, das alle Menschen betrifft

Warum das Interesse an diesem Thema so dermaßen groß ist, da kann er nur mutmaßen: "Es ist eben ein Problem, das alle Menschen betrifft." Denn es geht sowohl um Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer – und bei diesem Zusammenspiel zeigen sich in der Studie eben immer mehr Probleme.

Lastenräder sind groß und schwer, E-Bikes sind sehr schnell und die Radwege häufig recht schmal. Wenn dann noch Fußgänger aus Versehen auf die Fahrbahn geraten, kann es schnell krachen.

Mehr Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern

WDR 2 Das Thema 19.10.2023 03:10 Min. Verfügbar bis 18.10.2027 WDR 2


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Unfallverursacher sind zumeist jüngere Radfahrer

Die Zahlen sind deutlich: Allein im Regierungsbezirk Münster kam es im vergangenen Jahr zu 197 Unfällen, bei denen 33 Menschen schwer verletzt wurden. "Tatsächlich sind Verursacher zumeist die Radfahrer, und dabei vor allem jüngere Personen", so Brockmann. "Verletzt wurden dagegen häufiger ältere Menschen."

Crashtest zeigt Gefahren auf

Wie so etwas aussehen kann, demonstrierten die Unfallforscher bei einem Crashtest. Gezeigt wurde ein Fußgängerdummy, der über eine Fahrbahn geht, während sich ein Lastenrad mit Dummyfahrer nähert. Mit 24 km/h ist das Rad unterwegs, nicht wahnsinnig schnell, aber schnell genug für einen heftigen Zusammenprall, bei dem das Lastenrad umkippt und beide Dummys am Boden liegen. In der Realität wäre es dabei mutmaßlich zu schweren Verletzungen gekommen.

Unfallforscher in Münster "fast umgefahren"

Brockmann vermutet, dass es in Zukunft mehr solcher Unfälle geben wird, sofern nicht schnell reagiert wird. Verkehrsplanerische Vorschläge stellten die Unfallforscher so einige vor, doch Brockmann plädiert vor allem für mehr Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer.

Sein Besuch in Münster habe ihn darin noch einmal bestärkt. "Bei einem Spaziergang stand ich plötzlich auf einem Gehweg, der völlig zugestellt war mit parkenden Rädern. Und als ich deshalb kurz auf den Radweg ausweichen musste, wurde ich fast umgefahren."

Dieses Verhalten sei symptomatisch für ganz Deutschland. Da müsse sich dringend etwas ändern, denn "unsere Verkehrskultur hier ist eine einzige Katastrophe."