Heizen mit Wasser aus der Ruhr – geht das?
02:51 Min.. Verfügbar bis 03.08.2025.
Heizen mit Wasser aus der Ruhr – geht das?
Stand: 03.08.2023, 19:41 Uhr
Fernwärme wird spätestens seit dem Ukraine-Krieg als eine Art Heilsbringer für das Heizen von Wohnungen gehandelt. Forscher der Uni Duisburg-Essen wollen nun erkunden, ob das Wasser aus der Ruhr oder Bergwerken so erwärmt werden kann, dass es zum Beispiel ins Fernwärmenetz eingespeist werden könnte.
Von Philipp Klostermann
"Fernwärme", so Othmar Verheyen, Technischer Angestellter der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen, "hat über Jahrzehnte funktioniert." Sie wird aus Öl oder Gas "gewonnen". Nur - seitdem Gas immer teurer wird, stellt sich die Frage, was man zusätzlich durch die Fernwärmeleitungen in den Großstädten schicken könnte.
Wasserstoff als Option?
Ja, aber bis der "grüne", also fossilfreie Stoff, bezahlbar und in großen Mengen verfügbar ist, dauert es wohl noch Jahre. Eine Alternative könnte Grubenwasser aus stillgelegten Bergwerken sein. Grubenwasser ist Regenwasser, das sich in den Schächten der Bergwerke ansammelt. Es ist, im Gegensatz zu Wasserstoff, im Ruhrgebiet reichlich vorhanden.
Projekt in Bochum
Auf Mark 51/7, dem ehemaligen Gelände vom Autobauer Opel in Bochum, wird zurzeit Grubenwasser angebohrt. Dieses Wasser ist, je nach Tiefe, zwischen 18 und 33 Grad warm. Es soll aus dem Bergwerk nach oben gepumpt und dann mit Wärmepumpen auf eine Heiztemperatur von etwa 50 Grad gebracht werden. Etwa 70 bis 80 Prozent der Gebäude, die auf dem Gelände entstehen, könnten auf diese Weise beheizt werden.
Wärmeverluste auf dem Weg
Allerdings müsste das Grubenwasser, würde es dem Fernwärmenetz zugeführt werden, noch viel heißer sein: Die Forscher gehen von ungefähr 75 bis 90 Grad Celsius aus - abhängig davon, ob Industrieanlagen oder Haushalte angeschlossen sind, und wie kalt die Außentemperaturen sind. Denn die Leitungen der Fernwärme sind viele Kilometer lang und das Wasser kühlt sich auf dem Weg zum Verbraucher ab.
Handlungsempfehlungen finden
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt mit rund 800.000 Euro für zunächst zwei Jahre. Sie wollen Antworten finden auf die Fragen: Wie kann Abwärme aus der industriellen Produktion besser genutzt werden? Wie können Wärmeverluste auf dem Weg durch die Netze verringert werden?
Es kommt auf jedes Grad an
Eine Rolle könnte dabei ebenfalls das Wasser aus den Flüssen Ruhr und Rhein spielen. Othmar Verheyen erklärt: "Wenn die Außentemperatur im Winter Null Grad beträgt, muss eine normale Wärmepumpe deutlich mehr Strom verbrauchen, um auf die gewünschte Heiztemperatur in den Gebäuden zu kommen. Flusswasser ist im Winter selten unter 8 Grad kalt. Es ist also wärmer als die Außenluft.“ Die Wärmepumpe verbraucht mit Flusswasser entsprechend weniger Strom, um auf die gleiche Heizleistung zu kommen.