Fanfest voll - Kneipe leer: Dortmunder Wirt genervt von Sicherheitskonzept
Stand: 27.06.2024, 14:32 Uhr
Omid Ghorbanazars Kneipe liegt in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Fanfest. Eigentlich aktuell beste Lage für durstige Fans und ein dickes Zusatzgeschäft. Doch ausgerechnet das Sicherheitskonzept bereitet dem Wirt Kopfschmerzen.
Von Daniel Immel
Sabine Dierks reicht an diesem Mittwochabend nur wenige Biere über den Tresen der Dortmunder Kneipe Ratsschänke. Seit zwölf Jahren kellnert sie hier. Diesen Abend haben sich nur wenige Gäste eingefunden. Entweder um die Spiele der Fußball-Europameisterschaft der Männer zu schauen oder um das ein oder andere Bier zu trinken.
Eine typische Dortmunder Fußballkneipe
Seit 2001 ist Omid Ghorbanazar der Wirt der Ratsschänke. Dass die Kneipe auch an Abenden, an denen nur wenig los ist, öffnet, ist für ihn klar. "Wir sind eine Anlaufstelle, vor allem für unsere Stammgäste", sagt Omid Ghorbanazar. "Wir können deshalb nicht nur dann aufmachen, wenn wir wissen, dass viele kommen."
Die Ratsschänke befindet sich in zentraler Innenstadtlage, ganz in der Nähe von einer sogenannten Fanzonen der Europameisterschaft. Auf vier LED-Leinwänden können Fans die Partien der Europameisterschaft verfolgen. An diesem Mittwochabend um 21 Uhr läuft hier die Partie Portugal gegen Georgien. Der Platz ist etwa zu einem Fünftel gefüllt.
Da das Public Viewing nur auf wenig Interesse stößt, werden wohl nach dem Spiel nur wenige Fans zur Kneipe von Wirt Omid Ghorbanazar weiterziehen. Das sei nicht schlimm, aber deshalb seien Tage, an denen viele Gäste zur Ratsschänke kommen, umso wichtiger – vor allem aus finanzieller Sicht. Bei Spielen, die in Dortmund stattfinden, sei der Andrang in der Kneipe groß - oder bei Partien der deutschen Nationalmannschaft.
Sicherheitskonzept wird für die Ratsschänke zum Problem
Alles ist vorbereitet in der urigen Kneipe für die EM.
Doch eben genau diese Topspiele sorgten zuletzt beim Wirt für Ärger. Wenn die angrenzende Fanzone mit 6.500 Fans voll ist, werden zwei der Zuwege zum Platz abgesperrt. So sollen Fluchtwege freigehalten werden.
Da die beiden Straßen aber auch zur Ratsschänke führen, gelangt man in diesem Fall auch nicht mehr dorthin. So geschehen am vergangenen Sonntag während der Partie der deutschen Nationalmannschaft. Gäste, die Plätze in der Kneipe für das Deutschland-Spiel gebucht hätten, seien nicht zur Ratsschänke gelangt.
Euro 2024 sollte zum Zusatzgeschäft werden
Die Ordner an den Absperrungen begründeten dies mit dem Sicherheitskonzept der Fanzone. Für Omid Ghorbanazar ist dies unverständlich: "Meine Gäste wollen ja zu mir und nicht zur Fanzone, sie hatten ja extra Plätze reserviert." Eigentlich sei alles ausgebucht gewesen, letztendlich sei das Lokal aber nur halbvoll gewesen. "Wenn ich sehe, dass der Laden nur zur Hälfte gefüllt ist, dann fehlt es natürlich auch an Umsatz“" so Omid Ghorbanazar.
Gerade die Topspiele der EM seien für Ghorbanazar ein Zusatzgeschäft. "Wir haben uns natürlich auch was von der Europameisterschaft erhofft." Am meisten aber ärgere ihn die mangelnde Kommunikation, da das Problem aus seiner Sicht durch vernünftige Gespräche geklärt werden hätte können.
So ist die Situation in den anderen EM-Städten in NRW
Auch in Köln beim Bistro Canape sei es schon zu solchen Situationen gekommen. Das Lokal befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Kölner Fanzone am Heumarkt. "Bei Topspielen sind dann die Wege zu uns abgesperrt", sagt Tuncay Coskun von dem Bistro. Bei anderen Fanfesten zum Beispiel in Düsseldorf und Gelsenkirchen ist es laut Aussage einiger Gastronomen bislang nicht zu solchen Fällen gekommen.
Sorgen vor dem Deutschland-Spiel in Dortmund am Samstag
Für das Spiel der deutschen Nationalmannschaft sei die Ratsschänke schon ausgebucht.
Für Omid Ghorbanazar aus Dortmund könnte es am Samstag schon wieder zu einem ähnlichen Szenario kommen. Die deutsche Nationalmannschaft spielt um 21 Uhr in Dortmund - der Friedensplatz wird dann vermutlich rappelvoll sein. Omid Ghorbanazar hat seine Gäste darauf bereits eingestellt. "Ich habe meinen Stammgästen gesagt, dass sie bereits zwei bis drei Stunden vor Spielbeginn kommen sollen."
Er mache sich zwar einige Sorgen, dass es wieder zu ähnlichen Problemen wie am vergangenen Sonntag kommen könnte, allerdings sei er ebenso auch optimistisch, dass diesmal alles funktioniert. Die Stadt habe zumindest erste Zusagen der Besserung gemacht - konkrete Maßnahmen gibt es aber noch nicht.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Stichprobenumfrage unter Gastwirten