Jane und Jürgen stehen vor einem Schild mit der Aufschrift Stockfinster und halten einen Blindenstock.

Blindenparcours für Sehende in Essen eröffnet

Wie ist es eigentlich, nichts sehen zu können und welche Herausforderung entstehen dadurch im Alltag? Das Stockfinster in Essen will helfen, solche Fragen zu beantworten.

Jürgen und Jane wirken ein klein wenig aufgeregt, bevor gleich das Licht ausgeht. Die beiden sind heute ins Stockfinster in Essen gekommen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was blinde Menschen alltäglich zu bewältigen haben.

Das Paar sitzt mit dem Blindenstock fest in der Hand in einem kleinen Raum und hört aufmerksam zu. Marek, der Guide, der Jane und Jürgen unfallfrei durch den Parcours bringen soll, erklärt gerade den Umgang mit dem Blindenstock. Dann geht es los – auch das letzte kleine Licht in der Ecke erlischt.

Die Orientierung fällt schwer

Völlige Dunkelheit, maximale Orientierungslosigkeit. Das Zurechtfinden mit dem Stock fällt den beiden zu Beginn noch etwas schwer. Die Wände müssen als Orientierungshilfe herhalten. An der ersten Station müssen sie verschiedene Gegenstände ertasten.

Blindenstöcke für die Besucher und Besucherinnen

Die Orientierung mit dem Stock fällt Jane und Jürgen zunehmend leichter. Trotzdem braucht es immer wieder die Hilfe vom Guide: "Boah, Marek, wenn du nicht die ganze Zeit mit dem Stock auf den Boden kloppen würdest, wüsste ich gar nicht mehr wohin", sagt Jürgen.

Die Stationen hier sind sehr verschieden, viele haben einen Ruhrgebietsbezug. "Ääähm...H...E...", Jane ertastet einen Namen an der Wand. Es ist Helmut Rahn. "Kennen Sie den?", fragt Marek. "Natürlich.", sagt Jürgen, "Den kennt hier jeder." Als nächstes müssen die beiden eine Straße überqueren, und lernen dabei die akustischen Signale einer Ampel zu interpretieren.

Parcours sorgt für mehr Verständnis

Am Ende des Parcours nehmen Jule, Jürgen und Marek an der Dunkelbar Platz, trinken Pils und Käffchen und kommen ins Plaudern. Es ist auch Zeit für persönliche Fragen: "Du, Marek, wie lange bist du eigentlich schon sehbehindert?"

Sechs Jahre kann Marek schon fast nichts mehr sehen. Er verlor damals innerhalb von Stunden fast seine komplette Sehkraft. All das, was Jane und Jürgen hier im Kleinen erleben können, musste er damals mühevoll lernen.

Draußen angekommen, brauchen die Augen etwas, um sich wieder an das Licht zu gewöhnen. Die Sichtweise auf blinde und stark sehbehinderte Menschen hat sich bei den beiden etwas geändert: "Wir können die Alltagsprobleme von blinden Menschen jetzt viel besser nachvollziehen", resümiert Jürgen.