Mitarbeitende von ThyssenKrupp Steel protestieren vor dem Firmengebäude

Aufsichtsratssitzung über die Zukunft von ThyssenKrupp Steel

Stand: 29.08.2024, 06:00 Uhr

Bei ThyssenKrupp Steel in Duisburg steht heute eine wichtige Aufsichtsratssitzung über die Zukunft des Unternehmens an. Doch nachdem der Konzernchef drei seiner Stahlmanager vor die Tür gesetzt haben soll, ist unklar, wie es weiter geht.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Konzernchef Miguel Lopez unter anderem seinem Stahlchef Bernhard Osburg einen Aufhebungsvertrag vorgelegt haben soll. Das Verhältnis der beiden gilt im Ringen um die Zukunft von ThyssenKrupp Steel als zerrüttet. Lopez hatte den Chef der Stahltochter immer wieder gedrängt, stärker den Rotstift anzusetzen. Osburg hatte im Gegenzug mehr Geld für die Stahlsparte gefordert, um den klimafreundlichen Umbau der Stahltochter zu finanzieren.

Starke Konfrontation

Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie jetzt noch die Gespräche im Aufsichtsrat laufen“, kommentiert Marc Tüngler von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz die Entwicklung. Er spricht von einer „stark konfrontativen“ Situation. Der Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel hat im Anschluss an die Sitzung heute eine Pressekonferenz angekündigt.

Schon seit Wochen ziehen immer wieder Stahlkocher demonstrativ vor das Tor 1 bei ThyssenKrupp Steel (TKS) in Duisburg. Der Betriebsrat lädt regelmäßig zu „Informationsveranstaltungen“ über einen möglichen Stellenabbau. Die Arbeitnehmervertreter beklagen, trotz Mitbestimmung zu wenig an den Diskussionen um den künftigen Kurs beteiligt zu werden. Eine erste Aufsichtsratssitzung über die Zukunftsthemen war am Anfang August nach sechs Stunden vertagt worden.

Dabei stehen dringende Entscheidungen an: Nicht nur darüber, die Produktionskapazitäten an die gesunkene Nachfrage anzupassen. Konzernchef Lopez möchte seine Stahltochter außerdem in die Selbständigkeit entlassen, um Risiken für den Mutterkonzern zu minimieren.

Aufsichtsratssitzung bei Thyssenkrupp Steel

WDR Studios NRW 29.08.2024 01:00 Min. Verfügbar bis 29.08.2026 WDR Online


Hoher Investitionsbedarf für klimafreundlichen Umbau

Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften verlangen, dass ThyssenKrupp den Stahlbereich vorher finanziell ausreichend ausstattet, um den Umbau auf klimafreundliche Stahlproduktion stemmen zu können. Marc Tüngler schätzt den Investitionsbedarf für die nächsten zehn Jahre auf zehn bis 15 Milliarden Euro – Voraussetzung dafür, dass TKS dann erfolgreich grünen Stahl verkaufen könne.

Aktuell ist ein Standort akut gefährdet: Die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) im Duisburger Süden, ein Gemeinschaftsunternehmen von ThyssenKrupp Steel (50 %), Salzgitter (30 %) und Vallourec (20 %). Nach der TKS-Aufsichtsratssitzung am 9. August hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel verkündet, HKM werde verkauft oder geschlossen. Im zweiten Fall würden den Beschäftigten andere Arbeitsplätze angeboten.

Erinnerungen an Arbeitskampf in Rheinhausen

Bei langjährigen Stahlkochern werden in diesen Tagen immer wieder Erinnerungen an den Arbeitskampf um Krupp Rheinhausen Ende der 1980er Jahre wach: An dessen Ende wurde das traditionsreiche Werk geschlossen. Die Beschäftigten wurden damals unter anderem in ein neu formiertes Unternehmen übernommen: die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann auf der gegenüberliegenden Rheinseite – genau jener Betrieb, der jetzt auf der Kippe steht.

Unsere Quellen:

  • Betriebsrat ThyssenKrupp Steel
  • Unternehmenskommunikation ThyssenKrupp Steel

Über dieses Thema berichtet der WDR am 29.04.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Ruhr und im Radio auf WDR 2.