Fall um missbrauchten Jungen in Recklinghausen: Täter erneut verurteilt

Stand: 03.03.2023, 18:44 Uhr

Das Landgericht Bochum hat gegen einen 47-jährigen Sexualstraftäter erneut Sicherungsverwahrung angeordnet. Der Mann hatte einen Jungen in Recklinghausen jahrelang missbraucht.

Es ist das Jahr 2017: Der 13-jährige Marvin verschwindet plötzlich spurlos - grauenvoll sind die Befürchtungen, was ihm passiert sein könnte. Und eine schreckliche Befürchtung ist die Realität. Zweieinhalb Jahre nach seinem Verschwinden finden Polizisten den Jungen - im Schrank eines vorbestraften Sexualstraftäters.

Der Mann hatte den Jungen die ganze Zeit über versteckt gehalten und in Hunderten von Fällen sexuell missbraucht. "Das wird Marvin nie mehr los. Dazu kommt ja, dass die Befreiung in einem Alter stattfand, als bei ihm gerade die Pubertät einsetzte und Marvin sich dann nochmal mit dem Gedanken auseinander setzen musste: Wie ist das mit meiner eigenen Sexualität, nachdem mir so etwas wiederfahren ist? Das wird ihn sein Leben lang begleiteten", so seine Anwältin Marie Lingnau.

Neun Jahre Haft, so lautete 2021 das Urteil des Bochumer Landgerichts. Danach: Die Sicherungsverwahrung. Weil er gefährlich ist, sollte der Mann auch nach der Haft auf unbestimmte Zeit hinter Gittern bleiben. Die Verteidiger legten Revision ein. Ihr Ziel: "Dass der Angeklagte eine Perspektive hat, nach Verbüßung der Haft, wie lange sie auch immer sein wird, auch wieder ein Leben in Freiheit leben zu können", so Verteidiger Markus Kluck.

Richter sagen: Allgemeinheit muss geschützt werden

Tatsächlich fand der Bundesgerichtshof in Karlsruhe die Begründung der Bochumer Richter für die Sicherungsverwahrung nicht ausreichend. Deshalb beschloss er: Es muss noch einmal neu verhandelt werden. Nun hat eine andere Strafkammer am Bochumer Landgericht über diese Maßregel neu entschieden und ebenfalls die Sicherungsverwahrung angeordnet.

Im Verfahren wurden erneut zwei psychiatrische Sachverständige angehört. Auch diesmal kamen die Richter zu dem Schluss, dass der 47-jährige Sexualstraftäter so gefährlich sei, dass die Allgemeinheit vor ihm geschützt werden müsse. Aussagen musste der inzwischen 18-jährige Marvin im neuen Prozess gegen seinen Peiniger nicht mehr.