Richtig heizen ohne zu frieren: So lässt sich jetzt Gas und Geld sparen

Stand: 12.12.2022, 12:59 Uhr

Es ist kalt geworden in den vergangenen Tagen. Kaum jemand kommt jetzt noch ohne Heizung aus. Wie lässt sich angesichts hoher Gaspreise sinnvoll heizen? Tipps und Staatshilfen im Überblick.

Von Jörn Seidel

Mittlerweile kann jeder den Winter spüren. Und je länger die frostigen Temperaturen anhalten, desto mehr richtet sich der Blick wieder auf die hohen Heizkosten und den drohenden Gasmangel. Auch der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ruft erneut zum Sparen auf. Ohne Heizung kommt aber kaum noch jemand aus. Wie also heizt man richtig, um es warm genug zu haben und trotzdem Gas und Geld einzusparen? Und wann hilft eigentlich der Staat?

Richtige Temperatur beim Heizen finden

Eine Faustformel fürs Heizen lautet: Wer die Heizung um ein Grad runter dreht, kann etwa sechs Prozent Energiekosten einsparen. Das gelte zwar nicht immer, aber jetzt im Winter, wenn es draußen kalt ist, rechnet "Öko-Test" vor:

Konkret bedeutet das: Bei einer Raumtemperatur von 18 bis 19 Grad Celsius läge das Einsparpotenzial schon bei 20 bis 30 Prozent, sagt Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes für Energieverbraucher.

"Beim Heizen ist immer die erste Empfehlung, die Temperatur zu reduzieren." Leonora Holling, Bund für Energieverbraucher

Die Energieeinsparverordnung des Bundes schreibt in öffentlichen Gebäuden derzeit höchstens 19 Grad vor. Das Umweltbundesamt gibt für zu Hause diese Temperatur-Richtwerte für energiesparendes Heizen:

  • Wohnbereich: 20 bis 22 Grad
  • Küche: 18 Grad
  • Schlafzimmer: 17 bis 18 Grad
  • Bad: 22 Grad

Die Temperatur in Wohn- und Arbeitsräumen könne nachts um 4 bis 5 Grad Celsius gesenkt werden, so die Behörde.

Doc Esser im Portrait bei der WDR-Talkshow Kölner Treff.

Doc Esser

Allerdings setzt das individuelle Wärmeempfinden der Temperatur-Drosselung Grenzen. Die Wohlfühltemperatur liege zwischen 18 und 23 Grad "und hängt natürlich von der Aktivität ab", sagt der Mediziner Heinz-Wilhelm Esser, bekannt als Doc Esser.

Viel wärmer als 23 Grad sollte es seiner Ansicht nach ohnehin nicht sein. "Da sonst die Gefahr besteht, dass unsere Schleimhäute austrocknen. Das wiederum macht es Viren und Bakterien einfacher, sie zu besiedeln." Die Folge: ein höheres Krankheitsrisiko.

Übrigens: Wer nachts Rollläden und Vorhänge schließt, kann Wärmeverluste reduzieren. Allerdings sollten die Vorhänge nicht die Heizkörper verdecken.

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Zu wenig heizen kann Schimmel befördern

Auch zu kalt sollte es nicht sein, da sich ansonsten Schimmelpilz bilden kann - das muss aber nicht sein. Schimmel entsteht dann, wenn es in der Wohnung regelmäßig zu feucht ist. Deshalb ist auch regelmäßiges Lüften wichtig.

"Generell gilt: Heizen und regelmäßiges Lüften sind die besten Mittel, um Feuchte und Schimmel vorzubeugen." Umweltbundesamt

Als besonders effektiv gilt das Stoßlüften. Bedeutet: Mehrmals täglich die Fenster groß aufmachen statt sie dauerhaft zu kippen.

Wer kalte Außenwände hat, wie es zum Beispiel in vielen Altbauten der Fall ist, sollte Möbelstücke einige Zentimeter von der Wand entfernt aufstellen, rät das Umweltbundesamt.

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Gaspreisbremse & Co: So hilft der Staat bei den Heizkosten

Um die gestiegenen Energiekosten abzufedern, hat der Staat bereits mehrere Entlastungspakete auf den Weg gebracht. Dazu gehören etwa die Energiepreis-Pauschale in Höhe von 300 Euro und die sogenannte Dezember-Soforthilfe, bei der der Bund einen Gas- und Wärme-Abschlag für diesen Monat übernimmt - in der Regel geschieht das automatisch.

Ab Jahresbeginn 2023 hilft der Staat außerdem mit der Gaspreisbremse bzw. Wärmepreisbremse, wovon aber nur Gas- und Fernwärmekunden profitieren. Sie sind von den Preissteigerungen infolge des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland am stärksten betroffen.

Dabei bezuschusst der Bund die individuellen Wärmekosten - aber nur bis zu einem bestimmten Limit. Hilfe gibt es ausschließlich für die sogenannte Basisversorgung, das sind in der Regel 80 Prozent der Verbrauchsmenge des Vorjahres. Dasselbe gilt übrigens auch bei der Strompreisbremse.

Heizkosten einzusparen lohnt sich also gerade wegen der Gaspreisbremse schon ab dem ersten Cent. Trotzdem muss man nicht frieren. Wer etwas unter seinem Vorjahresverbrauch bleibt, kann sich staatlicher Hilfe sicher sein.

Über dieses Thema berichteten am 12.12.2022 auch die Hörfunknachrichten, unter anderem bei WDR 5, sowie die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen.

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