Minderjährige Prostituierte - Anklage gegen drei Männer wegen Zuhälterei
Lokalzeit Bergisches Land. 31.01.2024. 06:06 Min.. Verfügbar bis 31.01.2026. WDR.
Wuppertal: Weitere Ermittlungen wegen Zuhälterei unter Jugendlichen
Stand: 31.01.2024, 18:16 Uhr
Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft klagt drei junge Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren unter anderem wegen ausbeuterischer Prostitution und Zuhälterei an. Sie sollen fünf Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren anschaffen geschickt haben - und die Ermittlungen laufen noch weiter.
Den Weg in die Prostitution seien die Mädchen bewusst und ganz freiwillig gegangen, sagt Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. "Sie haben offenbar Videos in den Sozialen Medien gesehen, auf denen das als besonders toll dargestellt wurde, quasi dass man viel Geld in sehr kurzer Zeit machen könne." Stand der Ermittlungen ist, dass sie sich die jetzt Angeschuldigten ausgesucht haben sollen, praktisch als Zuhälter.
Angeboten im Internet
Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert
"Angepriesen" hätten die mutmaßlichen Zuhälter die Mädchen auf offen einsehbaren Internet-Portalen. Die Prostitution habe dann in Hotels oder Privatwohnungen stattgefunden. Dort hätten die Mädchen sich ihren Freiern gegenüber als volljährig ausgegeben. Ermittlungen gegen die Kunden soll es daher derzeit nicht geben.
Polizeibekannte Intensivtäter
Klar sei aber auch, dass die drei Angeschuldigten im Alter zwischen 19 und 21 Jahren alles andere als unbeschriebene Blätter sind. Oberstaatsanwalt Baumert: "Zwei der Angeschuldigten sind für uns Intensivtäter. Beide waren schon in Haft und sind vielfältig in Erscheinung getreten."
Unter anderem im Jahr 2017. Damals sollen sie als Teil der sogenannten "Gucci Gang" einen Rentner attackiert und schwer verletzt haben. Der Wuppertaler Anwalt Carsten Rebber bestätigt das: "Der Angriff auf den Senior hat für ihn schwere gesundheitliche Konsequenzen gehabt, er wurde zum Pflegefall." Der Mann verstarb im vergangenen Jahr.
Große Angst
"Mandantin lebt in Angst", so Anwalt Carsten Rebber
Rebber ist als Anwalt eines der Mädchen im Prostitutions-Verfahren. Für seine Mandantin habe sich das Leben seitdem sehr verändert, sagt er. "Die Familie lebt noch in ständiger Angst. Meine Mandantin traut sich nicht auf die Straße. Sie hat große Angst, einem der Angeklagten über den Weg zu laufen. Daher geht sie im Moment leider auch nicht wirklich zur Schule."
Darüber hinaus seien die fünf Mädchen auch sauer auf die mutmaßlichen Zuhälter, so Staatsanwalt Baumert, "weil sie von dem vereinnahmten Geld so gut wie nichts gesehen haben."
Auch sei es mit der Freiwilligkeit vorbei gewesen, wenn eines der Mädchen habe aussteigen wollen, sagt Baumert: "Da wurde dann auch schon mal subtil gedroht oder eine Waffe gezeigt."
Noch mehr Jugend-Prostitution?
Die Wuppertaler Ermittlungen zur Jugend-Prostitution laufen immer noch weiter. Es könne weitere Fälle geben, so der Staatsanwalt: "Wir verfolgen noch einen anderen Ermittlungsstrang, wo auch ein Teil der Mädchen hier mitgewirkt haben soll, auch für andere Zuhälter. Da sind wir aber noch dabei, die Sache aufzuklären."
Lange Haft bei Verurteilung
Die aktuelle Anklage liegt jetzt bei einer Kammer des Wuppertaler Landgerichts, die über deren Zulassung entscheiden muss. Einer der Angeklagten sitzt laut Staatsanwaltschaft in anderer Sache in Haft; die beiden anderen sind, zum Teil gegen harte Melde-Auflagen, auf freiem Fuß.
Kommt es zu einem Prozess und dann zu einer Verurteilung, dürfte allen Dreien eine lange Jugend-Haftstrafe drohen.
Unsere Quellen:
- WDR-Recherchen