Erstmals seit mehreren Jahrzehnten ist der Kölner Kardinal nicht zur feierlichen Proklamation des Kölner Dreigstirns eingeladen. Das bestätigte das Festkomitee Kölner Karneval. Auch weitere Termine mit dem Kölner Dreigestirn, die es in den vergangenen Jahren gab, sind nicht vorgesehen. Weder Festkomitee noch das Erzbistum äußerten sich bisher dazu.
Karneval und Kirche: Lange Phase der Annäherung vorbei?
Bis in die 1980er-Jahre war das Verhältnis des offiziellen Karnevals und der Kirche eher angespannt. Danach gab es eine lange Phase der Annäherung. In den vergangenen Jahren passte zwischen Festkomitee und Erzbistum kaum ein Blatt. Das ist jetzt offenbar erst einmal passé.
Obwohl das Festkomitee die Entscheidung nicht begründet, ist es augenscheinlich ein offener Affront gegen den Kardinal und vermutlich eine Reaktion auf dessen umstrittene Amtsführung. Zur Proklamation sind stattdessen zum Beispiel der Kölner Stadtdechant und der oberste Vertreter der jüdischen Gemeinde eingeladen.
Erzbistums wünscht trotzdem "wunderbare Session"
Das Erzbistum Köln reagierte auf die Entscheidung gelassen. Dessen Sprecher teilte auf WDR-Anfrage mit:
Das Erzbistum wünsche den Karnevalistinnen und Karnevalisten "eine wunderbare Session und dem Dreigestirn viel Spaß an der Freud", so der Sprecher weiter. "Ganz nach dem Motto 2023, angelehnt an das Lied von Emil Jülich von 1905, in dem es heißt: 'Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr - mer looße nit vum Fasteleer!' Das finden wir gut."
Keine Unmutsbekundungen zur Proklamation
Der Brauchtumsexperte Wicky Junggeburth, selbst Prinz von 1993, hat dazu eine klare Meinung. Er sagt, das Festkomitee wolle bei der Proklamation jegliche mögliche Unstimmigkeit vermeiden. So hätte es ja durchaus bei der feierlichen Inthronisierung des Dreigestirns, bei der die Hautevolee der Stadt zusammenkommt, zu Unmutsbekundungen gegen den Kardinal kommen können.
Der Präsident der Roten Funken, Heinz-Günther Hunold, hatte sich zuvor schon in einem Interview geäußert: Er würde, würde er zum Dreigestirn gehören, keinen gemeinsamen Termin mit Woelki wahrnehmen. Die Roten Funken stellen das Dreigestirn dieser Session. Allerdings stehen sie unter der Verantwortung des Festkomitees und nicht der Traditionsgesellschaft.
Keine Kaffeetafel in der erzbischöflichen Residenz
Auch die traditionelle Kaffeetafel in der erzbischöflichen Residenz mit dem Dreigestirn wird es nicht geben. Das Festkomitee sagte dazu, keine der beiden Seiten habe überhaupt den sonst gemeinsamen Termin angefragt. Ein deutliches Zeichen der neuen Eiszeit zwischen Woelki und dem Festkomitee.
Den gemeinsamen Gottesdienst vor der Proklamation werden der Kölner Stadtdechant Robert Kleine und der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger abhalten. Und zwar am 5. Januar, am Vorabend der Proklamation.