Bonn schafft eigene Parkplätze für Handwerker und Lieferdienste
Lokalzeit aus Bonn. 22.08.2024. 02:38 Min.. Verfügbar bis 22.08.2026. WDR. Von Anette Flentge.
Bonn schafft eigene Parkplätze für Handwerker und Lieferdienste
Stand: 22.08.2024, 20:35 Uhr
Schon lange beklagen Unternehmen in Bonn die schlechte Parkplatzsituation. Mit neuen, eigens ausgewiesenen Parkflächen reagiert die Stadt jetzt auf die Kritik - und wird zum Vorreiter in NRW.
Von Christian von Stülpnagel
Die Stadt richtet heute die ersten so genannten Wirtschaftsparkplätze ein. Das sind bestimmte Zonen, in denen zwischen acht und 18 Uhr nur Handwerker, Pflegedienste oder Lieferfahrzeuge parken dürfen, aber keine Anwohner oder Besucher.
Ein blauer Streifen auf dem Boden, dazu ein Halteverbotsschild - inklusive Piktogrammen, die zeigen: Hier dürfen nur noch Handwerker, Pflege- oder Lieferdienste parken. So sieht die Antwort der Stadt Bonn aus auf die Klagen vieler Unternehmen, es gebe zu wenige Parkplätze für ihre Bedürfnisse, gerade in Kundennähe. "Wirtschaftsparkplätze" heißen sie - und sollen tagsüber dafür sorgen, dass Handwerker schnell einen Parkplatz finden und ihr Material nicht viele hundert Meter weit durch die Stadt tragen müssen.
"Wir wollen schauen, ob es dem Handwerk, dem Lieferverkehr und dem ambulanten Pflegedienst helfen kann, einen Platz zu finden, wo man das Auto dann hinstellen kann", erklärt Carsten Sperling, Leiter der Ordnungsdienste der Stadt Bonn das Konzept.
An zehn Stellen sollen Parkplätze so ausgewiesen werden, den Anfang macht heute eine Zone nahe der St. Nicolai-Kirche in Kessenich. Weitere sollen folgen, etwa in der Hausdorffstraße und im Bonner Talweg.
Noch offene Fragen
Da hat auch die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg ihren Sitz. Sie begrüßt den Vorstoß, hat bei der Erarbeitung der Wirtschaftsparkplätze auch mitgearbeitet. Aber: "Natürlich gehen die Vorstellungen unserer Mitgliedsunternehmen und die der Politik noch immer auseinander", sagt Stefan Hage, Präsident der IHK. Er hat die Kampagne "Vorfahrt Vernunft" gestartet, um den Autoverkehr bei der zukünftigen Aufteilung der öffentlichen Flächen wieder stärker zu berücksichtigen - und dabei vor allem die Belange der Unternehmen zu berücksichtigen.
So sollen die Wirtschaftszonen ausgeschildert sein.
Bei den neuen Parkplätzen müsse der Nutzen beobachtet werden: Viele Handwerker seien oft über Stunden vor Ort - der Parkplatz in dieser Zeit für etwa Lieferdienste nicht nutzbar. Und gerade Lieferdienste parken häufig in zweiter Reihe, weil sie Pakete nicht mehrere Blocks weit zum Kunden tragen wollen und können. Ob ein paar neue Parkplätze in der Stadt dieses Problem lösen können, scheint fraglich.
"Es ist ein essenzieller Bestandteil der Bonner Mobilitätswende, auch Platz für die Verkehre zu schaffen, welche derzeit nicht ohne ein Kraftfahrzeug funktionieren", begründet Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Bündnis '90/Die GRÜNEN) die neuen Parkplätze. Kritiker werfen ihr und der Stadtregierung sonst häufig vor, die Verkehrswende zu einseitig für das Fahrrad zu denken. Deshalb ist es Dörner wichtig zu betonen, das Projekt gemeinsam mit der Wirtschaft entwickelt zu haben.
Wirtschaftsparkplätze sind Pilotprojekt
Für die Stadt ist die Ausweisung der Wirtschaftsparkplätze erstmal ein Pilotprojekt: Es solle beobachtet werden, ob sich die Zonen bewähren, heißt es. Nur, wenn das Ergebnis positiv ausfalle, sollen weitere Parkplätze in der Stadt umgewidmet werden.
Gleichzeitig sollen die Parkplätze auch den Anwohnern noch zur Verfügung stehen - denn sie sind nur Werktags zwischen acht und 18 Uhr für Fahrzeuge mit entsprechenden Ausweisen reserviert. Außerhalb dieser Zeiten dürfen hier auch andere parken.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Stadt Bonn
- Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg