Sabine Vewinger holt gerade mit ihrer Tochter eine neue Brille ab. Beide wohnen in der Bonner Südstadt und können vom Bäcker über den Drogeriemarkt bis hin zum Optiker fast alles zu Fuß erreichen. Für sie wäre es keine große Umstellung, wenn die Stadt Bonn ihren neuen Parkplatz-Plan für das Viertel umsetzt. "Ich fänds gut, wenn weniger Autos da sind", sagt Vewinger.
Künftig soll es mehr Schilder wie diese geben.
Von den rund 2.000 öffentlichen Parkplätzen in der Südstadt sind etwa zwei Drittel bewirtschaftet. Das heißt, dass Autofahrer ein Parkticket, eine Parkscheibe oder einen Anwohnerparkausweis auf das Armaturenbrett legen müssen. Die Stadt will das auf alle Parkplätze ausweiten. Wer in die Südstadt will, soll dadurch eher die Straßenbahn nehmen, die durch das Viertel führt.
Geschäfte brauchen Kunden
Der Bonner Talweg ist so etwas wie die Hauptstraße des Viertels. Geschäftsleute wie Optikerin Andrea von der Born haben hier ihre Geschäfte. Die 61-Jährige schlägt wegen der Pläne Alarm. Sie betont, dass die Südstadt noch intakt sei. Denn hier gäbe es noch alles, was die Leute bräuchten. Das hängt aber auch von denen ab, die nicht hier wohnen.
Auch ohne die Kunden, die mit dem Auto kommen, hat das Viertel ein Parkplatzproblem. Ein Gutachten im Auftrag der Stadt zeigt vor allem abends und nachts, dass vielfach in zweiter Reihe geparkt wird. Die regulären Stellplätze sind voll. Deshalb sollen in diesen Zeiten nur noch Anwohner parken dürfen, so der Parkplatz-Plan.
Weniger Autos, mehr Lebensqualität
Am Bonner Talweg sind die meisten Geschäfte und Cafés im Viertel.
Auf zwei ehemaligen Parkplätzen am Bonner Talweg sitzen Lina Vogelbruch und Leo Brandt. Die Tische und Stühle gehören zu einem Café. Wie andere Außengastronomien dürfen sie auf Antrag bis zu zwei Parkplätze belegen. "Ich finds gut, denn sonst kann man hier gar nicht draußen sitzen", sagt die 24-jährige Vogelbruch. Für sie steige die Lebensqualität, wenn generell weniger Autos im Viertel wären. Auch Brandt stimmt zu. Der 28-Jährige sehe im Urlaub in Italien oder Frankreich, dass dort viel mehr Leben draußen auf der Straße stattfinde als in Deutschland.
Parkplatzsuche am Krankenhaus
Im Auto zu warten, ist für Gregor Schirgen Gewohnheit.
Mitten zwischen Fahrradstraßen und Anwohnerparkplätzen liegt das Krankenhaus St. Elisabeth. Gregor Schirgen sitzt in seinem Auto und wartet auf seine Frau. Einmal im Jahr fährt der 70-Jährige sie für eine Untersuchung hierhin. "Wir haben hier eigentlich immer Probleme einen Parkplatz zu finden", sagt er. Er wundert sich, heute doch noch einen freien Platz gefunden zu haben. Als seine Frau Martina aus dem Krankenhaus kommt, erzählt sie, wie nervös sie früher war, als sie noch selbst fuhr: "Dann hat mein Mann gesagt: Komm ich fahr dich, setz dich ab und warte dann im Auto auf dich."
Die Stadt Bonn will noch im laufenden Quartal die Planungen für die neuen Parkregeln abschließen. Danach sollen die neuen Park-Schilder aufgestellt werden. Optikerin von der Born ist sich aber jetzt schon sicher: "Wenn das in der Südstadt so weitergeht, dann wird sie geschäftlich sterben."