Sahra Wagenknecht will eigene Partei gründen

WDR aktuell 24.10.2023 Verfügbar bis 24.10.2025 WDR Von Diana Ahrabian

Nach Wagenknecht-Austritt: Warum die Linke in Aachen aufatmet

Stand: 24.10.2023, 16:43 Uhr

Mit Sahra Wagenknecht sind neun weitere Abgeordnete aus der Partei Die Linke ausgetreten, darunter auch der Aachener Andrej Hunko. Wie ist heute die Stimmung bei der Partei in Aachen?

Von Michael Schroll

Ein Tag ist vergangen, seitdem Sahra Wagenknecht am Montag mit mehreren Mitstreitern in Berlin ihren Austritt aus der Linken bekanntgegeben und Pläne für die Gründung einer neuen Partei präsentiert hat. Auch der Aachener Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko hat direkt seinen Austritt aus der Partei erklärt. Er hatte schon länger mit den Ideen Wagenknechts sympathisiert.

Am Mittag ist es ruhig im Büro des Kreisverbands der Partei Die Linke in der Aachener Augustastraße. Dienstags ist hier immer Bürosprechstunde zwischen 11 und 13 Uhr. Doch von dem politischen Beben, das sich gerade in Berlin ereignet hat, ist hier nichts zu spüren. Und das, obwohl Andrej Hunko doch einer der so oft zitierten neun Bundestagsabgeordneten ist, die mit Wagenknecht die Partei verlassen haben.

Konflikt habe Partei seit langem gelähmt

„Seit gestern haben wir drei neue Parteigenossen in Aachen, zwei sind ausgetreten“, erzählt Schatzmeisterin Doris Schmidt, die ehrenamtlich im Büro der Aachener Linken arbeitet. Wagenknechts Entscheidung habe sie nicht überrascht.

Auch der Kreissprecher der Linken, Darius Dunker, hat die Entwicklung erahnt, die für manche viel zu spät kam. „Eine Reihe von Mitgliedern hat mir gestern Nachrichten und Reaktionen geschrieben. Viele waren erleichtert." Der Dauerkonflikt habe die Partei seit Monaten gelähmt, berichtet er bei Kaffee und Keksen.

Während die Pläne Wagenknechts in der Hauptstadt zu einem Medienrummel führen, hat sich an diesem Mittag kein einziger Fotograf in die verregnete Augustastraße verirrt. Dass das Thema die Mitglieder beschäftigt, will Dunker nicht abstreiten: „Es ist natürlich auch was Emotionales dabei, wenn man sieht, dass Leute, mit denen man vor Jahren gemeinsam diese Partei voranbringen wollte, jetzt nicht mehr dabei sind."

Krise als Chance begreifen

Darius Dunker hat ein enges Verhältnis zu Hunko. 2009 hatten sie Seite an Seite für dessen Einzug in den Bundestag gekämpft. Heute arbeitet Dunker in Hunkos Wahlkreisbüro. Nach 14 Jahren wird man jetzt wohl getrennte Wege gehen, denn Dunker sieht seinen Platz auch in Zukunft in der Linkspartei.

Für die Bundespartei sieht Dunker weiterhin Potential, wenn sie sich nach den ständigen innerparteilichen Konflikten nun wieder auf das Wesentliche konzentriere, zum Beispiel in der Klima- und Umweltfrage. Mit diesem Thema soll die Partei seiner Meinung nach auch für neue Mitglieder attraktiv werden, die zum Beispiel aus dem „Fridays for Future“-Umfeld kommen. Von den drei neuen Mitgliedern, die über Nacht hinzugekommen sind, erfährt er gerade erst von der Aachener Schatzmeisterin. „Für mich ist das die Bestätigung, dass es letztlich eine gute Entscheidung war“, sagt Dunker.