Erste legale Cannabisabgabe in Wuppertal
Lokalzeit Bergisches Land. 12.05.2025. 02:30 Min.. Verfügbar bis 12.05.2027. WDR. Von Petra Dierks.
„Endlich legal Gras kaufen“ in Wuppertal
Stand: 10.05.2025, 17:10 Uhr
Zwei Jahre hat es von der Vereinsgründung bis zur ersten Abgabe des Bio-Cannabis im Club "Wubatz e.V." in Wuppertal gedauert.
Von Petra Dierks
Die lila Luftballons tanzen im Sonnenschein, aus der Box dröhnt "Sweat" von Inner Circle während Vereinshund Nacho aufgeregt jeden Neuankömmling begrüßt. "Immer nur drei gleichzeitig", ruft jemand aus dem Ausgaberaum.
Eine Tür weiter stehen zwei Kisten mit fein säuberlich gepackten Tüten. Und darin: das erste legal angebaute Cannabis des Vereins "Wubatz e.V.", dem Cannabis Social Club im Tal. Heute ist es soweit. "Ich bin froh, dass es jetzt endlich los geht. Die letzten zwei Jahre waren echt nicht unanstrengend", sagt Sebastian Brebeck. Zwei Jahre hat es von der Vereinsgründung bis zur ersten Abgabe des Bio-Cannabis im Club "Wubatz e.V." gedauert. Der Wuppertaler Verein ist damit der dritte in NRW, der sein Cannabis jetzt an Mitglieder abgeben kann.

Verschiedene Sorten von Cannabis
70 von 300 Mitgliedern haben sich angekündigt, um ihr Cannabis am Samstag hier abzuholen. Lucas van Laak ist einer der ersten und kommt mit einer "gemischten Tüte" raus. "Ich habe mir von jedem ein bisschen mitgenommen, um zu probieren, was mir am besten schmeckt", erklärt der Wuppertaler.
Er ist von Anfang an Vereinsmitglied und hat den kompletten Prozess mit begleitet. "Es ist ein guter Startpunkt, um das ganze zu entkriminalisieren. Außerdem weiß man, was man bekommt."
High-End Gewächshäuser irgendwo im Nirgendwo
Das Bio-Cannabis als hochwertiges Qualitätsprodukt wächst versteckt irgendwo im Nirgendwo in schwarzen Gewächshäusern in einer riesigen Industriehalle. Im Herzen der Produktion öffnet Sebastian Brebeck den Reißverschluss, gleißendes Licht fällt in die dunkle Halle.
Im Innern, gut geschützt und mit High-End Technik bestens überwacht und versorgt, stehen sie: Hochgewachsene feinste Cannabis-Pflanzen mit Blüten groß wie Überraschungseier.
Aber überraschend ist hier nichts im "Erntezelt" des Wuppertaler Cannabis Social Clubs "Wubatz e.V." Alles ist bestens protokolliert und geht mit Recht und Ordnung zu. Vorgeschrieben durch das Cannabisgesetz, das seit dem 1. April 2024 nicht nur den Konsum begrenzt legalisiert, sondern auch den Anbau.

Bio-Cannabis wächst in Halle
Die Halle liegt "weit ab vom Schuss" - und trotzdem sind im Inneren Schutzwände eingebaut. "Damit wir den Mindestabstand zum nächsten Kindergarten einhalten", erklärt Brebeck. Ein leichtes Augenrollen kann er sich nicht verkneifen. "Bürokratie halt".
Die hat es den Mitgliedern in den vergangenen beiden Jahren echt schwer gemacht. Vereinsgründung, Bauvorschriften, Nutzungsänderungen, Prävention, Knowhow - die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
"Wir haben aus Unwissenheit auch echt viel Geld verbrannt." Insgesamt hat der Verein rund 150.000 Euro in die Halle als Anbaufläche gesteckt. Es sei ein Projekt, bei dem sie mit Herzblut und Leidenschaft dabei seien - aber es rechne sich noch lange nicht.
Bis Ende 2024 erst 25 Clubs offiziell genehmigt
In Nordrhein-Westfalen wurden bis Ende 2024 insgesamt 25 Cannabis Social Clubs (CSCs) offiziell genehmigt. Da sie nur 500 Mitglieder haben dürfen, können sie nur einen relativ kleinen Teil der Konsumierenden versorgen. Hunderte von Anträgen auf Zulassung als Cannabis Social Club liegen seit Monaten bei den Landesgesundheitsministerien. Und nicht wenige schmeißen genau deswegen hin.
"Dabei ist genau das ja völlig kontraproduktiv", sagt Bianca Euteneuer von der Drogenberatung Wuppertal. Sie arbeitet seit der Vereinsgründung mit den "Wubatz"- Leuten zusammen, hat Mitglieder in Prävention geschult und hält den Verein für absolut professionell.

Ein Mitglied holt sich eine "Tüte"
"Wer hier Cannabis kauft, weiß ganz genau, was drin ist. Die Inhaltsstoffe sind aufgelistet." Auf der Straße sei das Gras mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt. "Man riecht es nicht, man sieht es nicht und man schmeckt es nicht. Und das ist gefährlich", erklärt sie. Bei Psychosen im Zusammenhang mit Cannabis seien die synthetischen Cannabinoide oft die Ursache.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Auch deshalb ist sie für eine kontrollierte Abgabe von streng geprüftem Cannabis. "Wir haben in der Drogenberatung immer mit Menschen zu tun, die illegal Drogen konsumieren." Das werde auch durch das Cannabisgesetz nicht anders. "Aber wenn wir wissen, was drin ist und Kontakt zu den Konsumenten haben, ist das ein Schritt in die richtige Richtung."
An der Abgabestelle im Wuppertaler Süden ist es mittlerweile ziemlich voll. Die Ausgabe verläuft am Anfang noch ein bisschen stockend, weil die Software hakt. Aber die Stimmung ist gut. "Endlich legal Gras kaufen", sagt einer und grinst. Die meisten wollen hier anonym bleiben. Eine Meinung haben sie trotzdem: "Ich bin froh, dass es jetzt endlich los geht. Und ich habe hier volles Vertrauen."
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Wubatz e.V.