zu sehen ist der Gerichtssaal

Mordversuch nach acht Jahren vor Gericht

Stand: 18.09.2024, 12:56 Uhr

Wegen Mordversuchs müssen sich seit heute zwei Männer vor dem Landgericht Köln verantworten. Die Tatverdächtigen sind bereits seit acht Jahren bekannt.

Von Jochen Hilgers

Offensichtlich bester Laune kommen die beiden Angeklagten in den Gerichtssaal spaziert. Der mutmaßliche Auftragsmörder kommt sogar lässig eine gute Viertelstunde zu spät. Sein möglicher Auftraggeber immerhin hatte es pünktlich geschafft. Beide machen den Eindruck als stünde ein Verfahren wegen eines kleinen Verkehrsvergehens an.

Und dabei geht es um ein Tötungsdelikt; laut Anklage ein versuchter Auftragsmord. Der Auftraggeber, so referiert es die Staatsanwältin, war mit dem Opfer wegen des Verkaufs einer Pizzeria in Streit geraten. Er soll daraufhin einen Mann angeheuert haben, der dem Opfer an der Haustür auflauern und ihn töten sollte.

Sechs Schüsse aus dem Auto

Der von der Staatsanwältin geschilderte Ablauf der Tat erinnert eher an einen Krimi. Das Opfer verließ demnach im Oktober 2016 sein Haus und wurde sofort aus einem vorbeifahrenden Auto beschossen. Zwei von sechs abgegebenen Schüssen trafen und verletzten den Mann schwer.

Das Opfer versuchte verzweifelt sich in Sicherheit zu bringen und rettete sich wohl nur durch Zufall. Eine Baustelle, so die Anklage, hinderte die Angreifer an der Weiterfahrt. Schwer verletzt konnte sich das Opfer mit einem Sprung unter ein parkendes Auto retten. Nach einem dritten Mittäter wird immer noch gesucht.

Jahrelange Hängepartie und mehrere Anläufe vor Gericht

Bei einem Delikt wie diesem müssen die Angeklagten mit hohen Haftstrafen rechnen. Da zunächst deren Schuld wohl nicht einwandfrei bewiesen werden konnte, blieben sie aber auf freiem Fuß. Und damit wurde das Strafverfahren gegen sie zur endlosen Hängepartie und für das Opfer zum jahrelangen Trauma.

zu sehen sind die zwei Angeklagten und ihre Verteidiger

Beide Angeklagten wollen vor Gericht schweigen

Zweimal versuchte das Gericht das Strafverfahren zu beginnen. 2019 endete der Prozess ohne ein Ergebnis, da eine Richterin schwanger geworden war. 2020 war es die beginnende Corona-Pandemie. Dann kamen andere Großverfahren dazwischen, bei denen die Angeklagte bereits in Haft saßen. Haftsachen haben bei Gericht Vorrang und im aktuellen Fall waren die beiden Angeklagten ja auf freiem Fuß. Unglücklich sei dies, räumt der Gerichtssprecher Hans Logemann ein. Immerhin habe man es aber ja mehrmals versucht.

Nebenklage sieht Justizskandal

Einen Justizskandal sieht dagegen der Verteidiger des Opfers, Thomas Ohm. Der 67-Jährige vertritt seinen Mandanten in der Nebenklage. Bei einem derart gravierenden Tatvorwurf, hätte die Kölner Justiz zwingend schneller arbeiten müssen, sagt der erfahrene Strafverteidiger.

Die Angeklagten müssen mit hohen Haftstrafen rechnen. Vor Gericht wollen sie sich schweigend verteidigen, sagen ihre Verteidiger. Es wird also ein schwieriger Indizienprozess, der frühestens kurz vor Weihnachten zu Ende ist.

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WDR Studios NRW 18.09.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 18.09.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Landgericht Köln
  • WDR Reporter vor Ort

Über das Thema berichtet der WDR am 18.09.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln.