Es ist nicht viel los an diesem verregneten Freitagnachmittag in der Aldi Filiale an der Venloer Straße im Belgischen Viertel in Köln. Die Mitarbeiter bestücken die Regale mit frischem Obst und Gemüse. Passend zur Nachrichtenlage wirbt der Discounter bei Milch und Butter mit Sonderangeboten, allerdings sind auch Kartoffeln in der Aktion, die eigentlich im Preis steigen sollen.
Kaufverhalten weitgehend unverändert
Auf dem Parkplatz schiebt Wolf Börner sein E-Bike Richtung Ausfahrt. In seiner Fahrradtasche befindet sich sein Einkauf. Dem 75-Jährigen ist aufgefallen, dass Wurst, Käse und Schinken mehr kosten: "Das sind schon so 40-50 Prozent im Vergleich zu früher." Sein Kaufverhalten hat er aber seit der hohen Inflation kaum verändert: "Nur wenn mir ein Preis sehr hoch erscheint, dann lasse ich es sein." Fleisch esse der Rentner ohnehin weniger, jedoch nicht wegen gestiegener Preise, sondern weil ihm das Tierwohl am Herzen liegt. Bei der Butter ist ihm aufgefallen, dass der Preis etwas gesunken ist. Sorgen macht er sich darum, dass die Erzeuger wiederum weniger bekommen. Außerdem glaubt er nicht, dass niedrigere Preise im Großhandel auch an die Kunden weitergegeben werden.
Skepsis, ob niedrige Preise die Kunden erreichen
Ähnlich sieht das auch Carsten Krohn, der sich für die Zukunft pessimistisch gibt: "Wenn ein gewisses Level vom Preis erreicht ist, gibt es keinen Grund, Lebensmittel wieder billiger zu kaufen." Mit seiner zweijährigen Tochter Charlotte hat er gerade den Wocheneinkauf erledigt: "Ich habe für den vollen Einkaufswagen etwa 120 Euro bezahlt, vorher wäre ich wahrscheinlich mit unter 100 Euro weggekommen." Die besagten Preissenkungen seien ihm nicht aufgefallen. Der 39-Jährige, der im Januar zum zweiten Mal Vater wird, hat sich vorgenommen, hauptsächlich bei Discountern und nicht mehr bei Supermärkten einzukaufen.
Lieber Discounter als Supermarkt
Damit ist Krohn nicht allein: Auch Katharina Phillips macht den Wocheneinkauf nur noch beim Discounter. In den Supermarkt geht sie lediglich ein bis zweimal Mal pro Monat. "Wir gehen für eine Woche einkaufen und planen den Einkauf im Voraus. Ich durchforste auch regelmäßig Prospekte nach Sonderangeboten", erzählt die 35-Jährige. Was sie kauft, richtet sie häufig nach Angeboten aus. Ihre zweijährige Tochter isst gerne Mangos, weswegen Phillips zuschlägt, wenn diese reduziert sind. Auch bei länger haltbaren Produkten wie Konserven kauft sie bei Sonderaktionen auch mal vier bis sechs Stück.
Die Nachricht zu den Preissenkungen empfindet sie als trügerisch: "Ich nehme gar nicht wahr, dass es günstiger ist. Ich hatte den Eindruck, dass sich die Lage im Sommer etwas entspannt hat, aber ich bleibe skeptisch."
Die Lebensmittelpreise sinken: Aufatmen?
Aktuelle Stunde. 19.10.2023. UT. Verfügbar bis 19.10.2025. WDR. Von Astrid Houben.