Ulrike Guérot sitzt bei einer Diskussionrunde.

Uni Bonn kündigt Wissenschaftlerin Ulrike Guérot

Stand: 24.02.2023, 13:27 Uhr

Seit Langem ist sie wegen ihrer Äußerungen zum russischen Angriff auf die Ukraine und zur Corona-Pandemie umstritten. Im vergangenen Jahr waren Plagiatsvorwürfe gegen sie bekannt geworden.

Von Tobias Al Shomer

Bereits um 5 Uhr morgens hat die Politikwissenschaftlerin bei Twitter bekannt gegeben, dass ihr die Universität gekündigt habe, wegen eines Plagiats in einem nicht-wissenschaftlichen Buch von 2016. Sie werde juristisch gegen die Kündigung vorgehen, schreibt sie und weiter: "Ich wäre die erste Person, der in D wegen 'Plagiat' gekündigt würde."

Dieses Element beinhaltet Daten von Twitter. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Guérot räumt Fehler ein

Bereits im vergangenen Jahr hat der Politikwissenschaftler Markus Linden Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guérot erhoben. Einige davon hat Guérot bereits eingeräumt. In ihrem Buch "Wer schweigt, stimmt zu" aus dem Jahr 2022 habe sie einige Passagen nicht kenntlich gemacht, bekannte sie in einem Zeit-Interview.

Plagiate Grund der Kündigung

Die Uni Bonn wirft ihr auch noch weitere Plagiate vor. In einer Stellungnahme der Universität Bonn heißt es: "Die zuständigen Gremien der Universität haben den Sachverhalt geprüft und sehen ihn - bezogen auf den Veröffentlichungszeitraum seit dem Eintritt in die Universität Bonn im September 2021 und auf eine frühere Veröffentlichung, die für die Berufung von Relevanz war - als erwiesen an."

Kündigung zum nächsten Semester

Die Untersuchungskomission der Universität Bonn hat also nicht nur ein Werk mit Plagiaten untersucht, sondern mehrere und offenbar auch eins, das für die Berufung zum Wintersemester 2021/22 relevant war. Ihr wissenschaftliches Wirken in Bonn war nie konfliktfrei. Berufen wurde Ulrike Guérot als Professorin für Europapolitik am "Centre Ernst Robert Curtius" (CERC).

Doch Schlagzeilen machte sie mit Veröffentlichungen zur Corona-Pandemie. Sie sprach von gelenkter Presse, installierten Meinungen, stellte die Pandemie in Frage. Guérot bediente sich Erzählmustern aus der Querdenkerszene. Sie selbst geißelte diese Einordnung als Stigmatisierung Andersdenkender.

Umstrittene Äußerungen

Auch ihre Äußerungen zum russischen Angriff auf die Ukraine waren polarisierend. Der Krieg in der Ukraine sei eigentlich ein amerikanischer Stellvertreter-Krieg gegen Russland, so eine These in ihrem Buch "Endspiel Europa", das sie zusammen mit Hauke Ritz schrieb. Waffenlieferungen an die Ukraine lehnt sie ab.

Wenn die Kündigung bestand haben sollte, muss Guérot bereits zum nächsten Sommersemester, das am 1. April beginnt, ihren Posten räumen.

Über dieses Thema berichtet die WDR Lokalzeit in ihrer Ausgabe vom 24.02.2023 um 19.30 Uhr.

Weitere Themen