Insgesamt lägen ihm bisher sechs Strafanzeigen vor, sagte der Aachener Staatsanwalt Jost Schützeberg dem WDR am Nachmittag. Diese richteten sich einmal gegen Beamte, die in der Silvesternacht im Einsatz waren. Außerdem richteten sich die Vorwürfe auch gegen den mittlerweile entlassenen Kölner Polizeipräsidenten Wolfgang Albers.
Laut "Westfalen-Blatt" stammen die Anzeigen allerdings nicht von Opfern der Ausschreitungen, sondern von anderen, nicht unmittelbar betroffenen Bürgern. Dies wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht bestätigen. Zunächst werde geprüft, ob Anhaltspunkte für eine Straftat vorlägen, sagte Schützeberg. Die Anzeigen würden nicht in Köln, sondern in Aachen bearbeitet, um eine unabhängige Ermittlung sicherzustellen. Nach der Silvesternacht hatten zahlreiche Opfer geklagt, dass die Einsatzkräfte ihre Anzeigen nicht aufgenommen hätten und Hinweisen auf Täter nicht konsequent nachgegangen seien.
Zahl der Geschädigten steigt weiter
Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) hatte kurz zuvor die einzelnen Polizisten in Schutz genommen, die am Silvesterabend am Kölner Hauptbahnhof im Einsatz waren. "Die, die da waren, haben alles gegeben. Aber es waren zu wenige", sagte Jäger am Mittwoch nach einer Sitzung des Bundestags-Innenausschusses in Berlin. Die Fehler lägen allein bei der Einsatzführung der Polizei. Die Zahl der Geschädigten steigt derweil weiter an. Am Mittwoch teilte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit, dass insgesamt 581 Anzeigen zu Strafttaten in der Silvesternacht eingegangen seien. Die Zahl der Opfer liege noch etwas höher: bei insgesamt 666. "Bei manchen Anzeigen gibt es mehrere Geschädigte", sagte Bremer. Dabei handele es sich zum allergrößten Teil um Frauen. Bei rund 300 der Anzeigen gebe es einen Bezug zu Sexualdelikten, oft in Verbindung mit Diebstählen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen zwölf Beschuldigte, von denen fünf wegen eines dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft säßen. Den Männern aus Nordafrika werden den Angaben zufolge vor allem Eigentumsdelikte wie Diebstahl zum Vorwurf gemacht, keine Sexualstraftaten.