Die Kabine erinnert an eine mobile Toilettenkabine. Aber es gibt entscheidende Unterschiede: Solarzellen auf der Kabine sorgen für eine Stromversorgung von mindestens 48 Stunden. Eine Starlink-Antenne überträgt gesammelte Daten in Sekundenschnelle. Im Innern befinden sich Bildschirme und medizinische Geräte.
Notfälle können nicht behandelt werden
Um sicherzustellen, dass der Patient für die Kabine geeignet ist, muss er die Notfallkabine betreten und einige Fragen beantworten. Er darf also nicht schwer verletzt sein. Per Videotelefon wird er dann mit einem Arzt verbunden.

Mobile Notfallkabine von innen
Danach läuft alles ab, wie bei einem herkömmlichen Arztbesuch. Allerdings mit einem Unterschied: Der Patient misst seine Vitalwerte selbst. Dafür ist die Kabine mit einem Fieberthermometer, einem Blutdruckmessgerät, einem Stethoskop und einem kleinen EKG-Gerät ausgestattet.
Die Messwerte werden noch während der Untersuchung an den Arzt übermittelt und dort in einer digitalen Akte abgespeichert. Im Gegenzug kann der Arzt die notwendigen Medikamente verschreiben. Sollte der Weg zur nächsten Apotheke versperrt sein, könnten die Arzneimittel per Drohne direkt zum Patienten geschickt werden.
Für Katastrophengebiete gedacht
Eingesetzt werden könnten die Kabinen beispielsweise bei Flutkatastrophen oder in Erdbebengebieten. Also da, wo Krankenhäuser oder die nächste Arztpraxis nicht erreichbar sind. Der Vorteil: Die Kabinen können mit Hilfe von Lastern überall hingebracht werden. Selbst ein Transport per Hubschrauber oder Boot ist möglich.
Ursprünglich wollten die Forscher aus Aachen Telefonzellen umbauen. Aber diese Idee erwies sich sehr schnell als zu teuer, sagt Dr. Andreas Follmann von der Uniklinik der RWTH Aachen, der das Projekt betreut. Der Prototyp der neuen Notfallkabine soll in den kommenden Wochen auf Herz und Nieren geprüft werden. Unter anderem bei einer Übung in einem Feriendorf im belgischen Büllingen, direkt hinter der Grenze bei Aachen.
Auch Festivals als Einsatzorte im Visier
Auch auf dem Parookaville-Festival in Weeze, Ende Juli, soll es einen Test geben, unter Echtzeitbedingungen. Die Idee von Dr. Follmann und seinem Team: Wenn dort ein Festivalbesucher einen Migräneanfall erleidet und Medikamente benötigt, oder seine Tabletten einfach vergessen hat, könnte er sich diese schnell liefern lassen.
Unsere Quelle:
- Uniklinik Aachen, Dr. Andreas Follmann