Wo in Ratingen heute Häuser, Straßen und Parkplätze das Stadtbild prägen, war im 16. Jahrhundert überall noch Wald. Die damals noch unberührte Natur musste für die Menschen weichen. Aber viele Ratinger wünschen sich den Wald wieder zurück in die Stadt – das könnte in Form von sogenannten Tiny Forests bald möglich sein.
Tiny Forests sind kleine Wälder, die mitten in der Stadt gepflanzt werden. Die Miniwälder sind gerade mal ein paar hundert Quadratmeter groß. Projekte wie diese gibt es weltweit – auch Städte in Deutschland machen es schon vor.
Miniwälder fürs Klima
Peter Küsters wünscht sich Tiny Forests fürs Klima
Oft sind es die Bewohner selbst, die ungenutzte Flächen in kleine, grüne Oasen verwandeln und heimische Bäume und Sträucher pflanzen. Auch Peter Küsters unterstützt diese Idee. Er ist Experte für Stadtklima und plant die gezielte Begrünung von Städten. Die Begrünung der Stadt sei vor allem wegen des Klimawandels eine wichtige Maßnahme. "Wir haben leider Gottes immer heißere, immer längere Sommer, die Städte heizen sich regelrecht auf und das ist ein riesiges Gesundheitsproblem.", so Küsters. Der Planer für Stadtklima setzt auf die Kühlungswirkung, die die Tiny Forests in die Stadt bringen würden.
Klimaanalyse: Die Ratinger Innenstadt heizt sich auf
In der Ratinger Innenstadt bündelt sich die Hitze
Im Vorfeld hatte die Stadt Ratingen eine Klimaanalyse anfertigen lassen, um herauszufinden, wie stark sich die Stadt aufheizt. Dabei kam heraus: Vor allem im Innenstadtbereich wird es heiß. Tiny Forests könnten bei der Kühlung helfen. Für Küsters zählt jeder Baum. Vor allem, wenn die Wäldchen auf zuvor versiegelten Flächen entstehen. Städte derart zu versiegeln, bringe Überflutungsrisiken mit sich. Starkregenereignisse werden immer häufiger und auch wenn Katastrophen dieser Art nicht durch einen Tiny Forest verhindert werden können, hilft er dabei, dass Regen besser versickern kann.
"Das wird nie Wald"
Holger Sticht, der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland ist mit Blick auf die Idee skeptisch. Eine bepflanzte Fläche sei in erster Linie "ein gartenbauliches Konstrukt" und kein Forst. "Das wird nie Wald, das wird auch in 200 Jahren nie Wald.", bemängelt Sticht.
Problematisch sei das für Organismen, die eigentlich auf den Wald angewiesen sind. Viel mehr sollte man bereits entsiegelte Flächen sich selbst überlassen und der Natur die Chance geben, sich von alleine auszubreiten, so der Landesvorsitzende.
Eine Oase für die Ratinger
Ute Meier von den Grünen ist Vorsitzende des Umweltausschusses der Stadt Ratingen. Sie hätte gerne ein paar der kleinen grünen Lungen in der Stadt – neben den Vorteilen, die die Tiny Forests für das Klima haben könnten, sieht sie vor allem auch den Mehrwert für die Menschen: "In Ratingen werden leider immer wieder Bäume gefällt und das tut den Bürgern weh.", sagt Meier. So ein kleiner Wald sei eben auch "eine Herzenssache".
Ob es bald wirklich die ersten Tiny Forests in Ratingen geben wird, steht noch nicht fest. Die Verwaltung schaut zunächst einmal nach geeigneten Flächen.