Waldbiotop oder Kiesgrube ? – Streit um Zukunft am Tagebau Hambach

00:45 Min. Verfügbar bis 19.02.2026

Waldbiotop oder Kiesgrube? Streit um Zukunft am Tagebau Hambach

Stand: 20.02.2024, 13:57 Uhr

Im Rhein-Erft-Kreis gibt es Streit um Erweiterungspläne für eine Kiesgrube direkt am Tagebau Hambach. Denn dort, wo ein Unternehmer gerne Kies und Sand abgraben möchte, soll ein großes Waldbiotop entstehen.

Von Stephan Pesch

Grünen Delegation in Kerpen.

Grünen Delegation in Kerpen

Mitten im Kerpener Naturschutzgebiet Steinheide steht ein Stativ und darauf ein Bildschirm. Drumherum hat sich eine Delegation von Landtagsabgeordneten der Grünen versammelt. Volkhardt Wille, Grünen-Sprecher für Natur- und Umweltschutz, ist dabei. Auch Antje Grothus, Vorsitzende des Unterausschusses Bergbausicherheit. Die Delegation aus Düsseldorf schaut sich Aufnahmen einer Drohne an, die über eine Kiesgrube kreist.

Im Hintergrund ist die A4-Trasse zwischen Köln und Aachen sowie der Tagebau Hambach zu sehen. Ein Kerpener Unternehmer will die Kiesgrube vergrößern und nicht nur die Grünen wollen das verhindern, sondern auch der Regionalrat in Köln sowie mehrere Naturschutzverbände und die Stadt Kerpen. Doch warum?

Biotopvernetzung im Koaltionsvertrag

Entlang des südlichen Rands des Tagebaus Hambach, zwischen dem Naturschutzgebiet Steinheide und dem nur wenige Kilometer weit entfernten Hambacher Forst, sollen Bäume wachsen. Bäume, die dann beide Wälder miteinander verbinden. Ein Biotop-Verbund zwischen der A4 und dem geplanten Tagebausee, sagt die Landtagsabgeordnete Antje Grothus. So sei es auch im Koalitionsvertrag zwischen den Grünen und der CDU im Land vereinbart worden.

Auch im Entwurf für den neuen Regionalplan für den Regierungsbezirk Köln stehe, dass in Tagebaunähe keine Kiesgruben mehr erlaubt werden sollen. Aber der Regionalplan sei halt noch nicht beschlossen - und jetzt liege den Genehmigungsbehörden dieser Antrag auf Erweiterung der Kiesgrube Forster Feld vor.

"Die großräumige Waldvernetzung vor allem hier im Süden des Tagebaus Hambach zwischen der Steinheide und dem Hambacher Wald ist in großer Gefahr, wenn der Erweiterung dieser Kiesgrube Forster Feld stattgegeben wird." Antje Grothus, Bündnis 90/Die Grünen
Landtagsabgeordnete

Noch kein vollständiger Antrag

Für die Betriebserlaubnis der umstrittenen Kiesgrube ist jedoch nicht Köln, sondern die Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Sprecher Christoph Söbbeler bestätigt, dass dort Post aus Kerpen eingegangen sei, jedoch kein vollständiger Antrag auf Erweiterung. "Mit einer zeitnahen Entscheidung zu diesem Vorhaben ist daher nicht zu rechnen." Doch auf dem Bildschirm sehen Antje Grothus und Volkhardt Wille, dass in der umstrittenen Kiesgrube tüchtig gearbeitet wird.

Grüne wollen parteiintern Druck machen

Beide Landtagsabgeordnete befürchten, dass der Kiesgrubenbesitzer schon jetzt Tatsachen schaffen könnte. Das Waldbiotop müsse daher so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden, noch in dieser Legislaturperiode, betont Antje Grothus. Denn würde die Kiesgrube Forster Feld weiter vergrößert, gebe es für die Natur nicht mehr genügend Fläche, um zwischen A4 und dem südlichen Rand des Tagebaus Hambach zusammen wachsen zu können. So fordern es auch die beiden Umweltverbände BUND und NABU in ihrem Biotopverbundkonzept für das Rheinische Revier.

Über dieses Thema berichten wir am 19.02.2024 im Hörfunk auf WDR 2 und in der WDR Lokalzeit aus Köln.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Ortsverband der Grünen Kerpen
  • Bezirksregierung Arnsberg
  • BUND