Ein Kreuzfahrtschiff auf offenen Meer von oben während der Fahrt fotografiert

Tod auf Kreuzfahrtschiff: Düsseldorfer kann nicht beerdigt werden

Stand: 01.12.2022, 14:14 Uhr

Seit mehr als zwei Monaten kann Nicole Dürr aus Düsseldorf keinen Abschied von ihrem verstorbenen Onkel nehmen. Die Stadt Düsseldorf will keine Sterbeurkunde ausstellen, weil er auf einem Kreuzfahrtschiff gestorben ist.

Von Alina Dobberahn

"Ich bringe dich nach Düsseldorf zu deiner Frau", war Nicoles letztes Versprechen an ihren im Sterben liegenden Onkel Willi Lehmann. Dass sie das Versprechen nicht halten kann, hätte sie nicht gedacht. Die Düsseldorferin war Anfang Oktober mit ihrem Onkel auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs, als es ihm plötzlich schlecht ging. Der 95-Jährige verstarb noch auf dem Schiff an einer Magenblutung.

Über acht Wochen keine Beerdigung

Nach seinem Tod wurde er nach Bremerhaven zurückgebracht, wo die Kreuzfahrt auch startete. Ihren Onkel kann sie bis heute, mehr als acht Wochen nach seinem Tod, immer noch nicht nach Düsseldorf bringen und beerdigen lassen. Der Grund: Die Sterbeurkunde fehlt.

Keine deutsche Behörde ist zuständig

Da das Kreuzfahrtschiff unter der Flagge der Bahamas fuhr, ist keine deutsche Behörde dafür zuständig. Ohne die Sterbeurkunde ist aber nicht nur die Beerdigung unmöglich. Nicole Dürr kann auch keine laufenden Verträge wie Miete, Strom, Konten und Versicherungen kündigen. Alles läuft weiter und kostet viel Geld. Nicole ist Krankenschwester und müsse sich Geld leihen, weil sie es sich nicht leisten könne, für die Kosten aufzukommen, erzählt sie verärgert.

Beurkundung durch die Bahamas

Zurzeit liegen die Unterlagen bei der Stadt Düsseldorf. Und die teilt schriftlich mit: "Da der Tod auf einem Schiff, das unter der Flagge der Bahamas fährt und somit auf dem Staatsgebiet der Bahamas, eingetreten ist, muss die Beurkundung des Sterbefalles zwangsläufig durch die Behörden des Landes erfolgen". Unklar ist, wie lange es bei den Behörden auf den Bahamas dauern kann. Nach Schätzung der Stadt Bremen kann das bis zu acht Monate in Anspruch nehmen. "Es tut sich einfach nichts", sagt Nicole Dürr verzweifelt. Sie findet es grausam und unmenschlich. Ein Trauerfall an sich sei schon schlimm genug.

Abschied nehmen unmöglich

Nicole Dürre

Nichte von Willi Lehmann

Deshalb kann Nicole immer noch keinen Abschied von ihrem Onkel nehmen. "Ich kann nicht abschließen. Ich kann nicht trauern. Ich bin Tag und Nacht damit beschäftigt. Es wird mir einfach nicht gestattet."

Willi wollte zurück nach Düsseldorf

Nicole Dürr wünscht sich, dass ihr Onkel neben seiner Frau beerdigt wird und endlich in Frieden ruhen kann. "Er hat mir gesagt: bitte, ich will nach Düsseldorf zu meiner Frau. Das ist was ganz Emotionales, dass ich ihm das versprochen habe und ich hatte das Gefühl, er lässt los. Er wusste: Okay, die kümmert sich. Aber ich komme hier nicht weiter."