Das alte "Goldene Buch" der Stadt Solingen

Solingen: "Goldenes Buch" aus NS-Zeit wieder aufgetaucht

Stand: 11.10.2022, 16:53 Uhr

Das erste "Goldene Buch der Stadt" aus dem Jahr 1939 ist zurück in Solingen. Es galt lange als verschollen. Jetzt hat es ein amerikanischer Sammler dem Solinger Stadtarchiv übergeben.

Das alte "Goldene Buch" der Stadt Solingen

Das große Stadtwappen der Stadt Solingen im Buchinneren

Das erste "Goldene Buch" der aufstrebenden Großstadt Solingen ist kunsthandwerklich ein Meisterwerk: 160 Pergamentblätter dick, der Einband aus Schweinsleder, der Buchdeckel verziert mit einem silbernen, emaillierten Medaillon des Stadtwappens. Dazu aufwändige Buchmalereien.

Ein Buch mit nationalsozialistischer Vergangenheit ...

Das alte "Goldene Buch" der Stadt Solingen

Das Vorwort: eine Hommage an den Nationalsozialismus

Aber es trägt auch deutlich die Zeichen seiner Entstehungszeit: Die Buchverschlüsse sind mit Hakenkreuzen versehen, das Vorwort des nationalsozialistischen Oberbürgermeisters Dr. Dr. Helmut Otto hinterlässt heute ein Schaudern:
Er beschwört eine "Freude, die das Deutsche Volk beschwingt zum Dienst am Vaterland, in Ewigkeit getreu dem Führer" und nennt als Entstehungsjahr des Buches das "Geburtsjahr des Dritten Reiches".

... und wechselvoller Geschichte

Viele Repräsentanten des Nazi-Regimes verewigten sich nicht in dem Goldenen Buch: Nur 13 Seiten sind beschrieben. Trotzdem verschwand es nach dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen im Jahr 1945 und tauchte erst 2012 wieder auf, im Katalog eines süddeutschen Auktionshauses.

Damals gelang des der Stadt Solingen nicht, es zu kaufen. Die Stadt ließ es aber in die "Lost Art Datenbank" für Beutegut eintragen. Der amerikanische Besitzer zog das Buch daraufhin vor der Auktion wieder zurück und verkaufte es später in den Staaten weiter an den Sammler James Brown.

Zurück im Stadtarchiv

Das alte "Goldene Buch" der Stadt Solingen

James Brown, offenbar ein Sammler von Stücken, die mit Solingen zusammenhängen, besuchte im Sommer die Klingenstadt - und brachte das "Goldene Buch" mit. Zur Freude des Stadtarchiv-Leiters Ralf Rogge:
"Als wichtiges Zeugnis der Selbstdarstellung der kommunalen Repräsentanten des NS-Regimes bereichert es die Bestände des Stadtarchivs und die Überlieferung zur Geschichte der Klingenstadt", so Rogge.

An eine besondere Präsentation des Buches denkt die Stadt trotzdem nicht - zu düster ist die Zeit seiner Entstehung.

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