Die Forschenden der RWTH Aachen in einem Graben in Stolberg

Erdbebensuche in der Region Aachen

Stand: 19.10.2022, 11:42 Uhr

Zwei unscheinbare 15 Meter lange Gräben in Stolberg inmitten einer Schafweide sind für Aachener Geologen etwas Besonderes. Schwere Beben haben dort ihre Spuren hinterlassen.

Von Purvi Patel

Sie haben in diesem Gebiet erstmals sichtbare Zeichen von gleich drei schweren Erdbeben gefunden. 

Erdbeben der Stärke 6 oder mehr

Sogar ein Laie kann sie an den Seitenwänden des drei Meter tiefen Grabens erkennen. Bänder aus dunklem Gestein und Erde, die einen ordentlichen Knick in der Mitte haben. Professor Klaus Reicherter von der RWTH Aachen schätzt, dass sie durch ein Erdbeben der Stärke 6 oder mehr vor 10.000 bis 15.000 Jahren entstanden sind. Zum Vergleich: Das Roermond-Erdbeben 1992 hatte eine Stärke von 5,9. Das Erdbeben in Düren im Jahr 1756 eine Magnitüde von 6,4 , dessen Erschütterungen bis London zu spüren waren. 

Suche nach Hinweisen

Durch Erdproben und anderen Untersuchungen wollen die Forscher des Instituts für Neotektonik und Georisiken nun herausfinden, wann und in welchem Ausmaß die Erde damals gebebt hat. Und sie suchen nach Hinweisen, wie aktiv die tektonischen Platten und Verwerfungen unterhalb dieser Region sind. 

Raum Aachen als eines der erdbebengefährdetsten Gebiete Deutschlands

Die Geologen haben nicht zufällig in Stolberg gegraben. Hier läuft die sogenannte Feldbiss-Störung entlang. Eine der größten tektonischen Bruchstellen am westlichen Rand des Niederrhein-Grabens. Sie reicht von Stolberg, über Aachen und Herzogenrath bis in die Niederlande. Die Feldbiss-Störung und andere Verwerfungen machen die Aachener Region zu einem der erdbebengefährdetsten Gebieten in Deutschland. 

Starke Erdbeben in Zukunft möglich

Mit einem heftigen Beben wie damals, vor 10.000 Jahren, müsse deshalb gerechnet werden, sagt der Erdbeben-Experte. Nur wann, das könne derzeit niemand vorhersagen.  Aber Klaus Reicherter und sein Team arbeiten daran.