Rheinmetall baut Rumpf-Teile für Kampf-Flugzeuge in Weeze

Aktuelle Stunde 01.08.2023 42:37 Min. UT Verfügbar bis 01.08.2025 WDR Von Nils Rode

Kaum Kritik - Hoffnung für die Region: Rheinmetall baut Kampfjets in Weeze

Stand: 01.08.2023, 18:02 Uhr

In Weeze hat es am Dienstag den symbolischen Spatenstich für eine neue Fabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall gegeben. Das Unternehmen will dort F-35-Kampfjet-Teile herstellen. Kritik war bisher kaum zu hören.

Fast eineinhalb Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges investiert erstmals ein deutsches Rüstungsunternehmen in eine neue Fabrik, um dort einen Auftrag aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen der Bundeswehr abzuarbeiten. Geplant ist - laut Rheinmetall - eine "hochmoderne Fabrik" auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern. Die Baukosten betragen rund 200 Millionen Euro.

Die Fläche der Fabrik entspricht in etwa der Größe von acht Fußballfeldern. Gebaut wird sie auf dem Gelände des Weezer Flughafens. Rheinmetall will dort Teile für amerikanische Tarnkappenbomber herstellen.

Produktion soll 2025 beginnen

Voraussichtlich in zwei Jahren soll die Fabrik fertig sein. Dann sollen 400 Beschäftigte in Weeze Rumpfteile für F-35-Kampfjets herstellen - mindestens 400 Stück sind geplant. Die ersten Teile, die vom Band laufen, werden in die USA geschickt und in atomwaffenfähige Bomber eingebaut. Deutschland kauft 35 davon aus einem Sondervermögen. Kostenpunkt: rund 8,3 Millionen Euro.

Das Sondervermögen über 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr hatte die Bundesregierung beschlossen, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte.

Die Einrichtung soll laut Rheinmetall außerdem "Logistik- und Lagerbereiche, Forschungs- und Erprobungszentren, Schulungsräume und Qualitätskontrolle umfassen". An der Produktion des F-35-Kampfjets sind neben Rheinmetall weitere Unternehmen beteiligt.

Wüst: "Verteidigungspolitische Dimension"

Ministerrpäsident Hendrik Wüst (CDU) und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubar (Die Grünen) beim Spatenstich.

Spatenstich: Ministerrpäsident Wüst und Wirtschaftsministerin Neubaur

Rheinmetall hatte in ganz Deutschland nach Standorten für die Fabrik gesucht und erst vor wenigen Wochen seine Entscheidung für Weeze bekanntgegeben. Für den symbolischen Spatenstich am Dienstag kam unter anderem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nach Weeze. Wüst betonte, die geplante Fabrik habe nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine verteidigungspolitische Dimension

"Unsere Soldatinnen und Soldaten brauchen die beste Ausrüstung, die es gibt." Hendrik Wüst (CDU), NRW-Ministerpräsident

Weezer Bürgermeister hofft auf Synergieeffekte

Für den parteilosen Weezer Bürgermeister Georg Koenen bedeutet die Ansiedlung des Rüstungskonzerns "einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung Weezes". Er erwarte schon mit Beginn der Bauzeit viele Synergieeffekte für die Region, sagte er am Dienstag dem WDR: Von der Unterbringung der Monteure in den örtlichen Hotels über die Brötchen, die die Bauarbeiter kaufen, den Sprit, den sie tanken bis zu Handwerkerfirmen, die Aufträge bekommen könnten.

Und auch angesichts der angekündigten 400 neuen Arbeitsplätze im fertigen Werk habe er viel Hoffnung: "Ich habe erfahren, dass selbst normale Landmaschinenmechaniker gute Chancen haben werden, dort einen Job zu bekommen." Zwar würden auch viele Ingenieure gebraucht – "aber eben auch Handwerker".

Kaum Kritik an Rüstungsstandort

Kritische Stimmen angesichts der Neuansiedlung eines Rüstungsherstellers in NRW sind bislang so gut wie nicht hörbar gewesen. In Weeze selbst, sagt Bürgermeister Koenen, habe es zwar auch Ablehnung gegeben – "diese Stimmen halten sich aber sehr zurück".

"Wir brauchen den Frieden“, sagt er, und dieses Projekt trage seiner Meinung nach dazu bei.

Nukleares Abschreckungskonzept

Die F-35 gilt als modernstes Kampfflugzeug der Welt und wird auch für das nukleare Abschreckungskonzept der Nato gekauft, bei dem Verbündete Zugriff auf US-Atombomben haben. Der in die Jahre gekommene Tornado wird abgelöst. Wegen seiner Form und Außenbeschichtung ist die Maschine für gegnerisches Radar nur schwer zu entdecken.

Deutsche Piloten werden zunächst in den USA trainieren. Ab 2027 sollen die Maschinen dann am Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert werden.